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Tunesien
11. März 2009 - 25. März 2009
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Aktualisiert am: 26.12.16
Erster Tag
Sahline - M'Saken - Sidi el Hani - El Alam - Nadour - Kondar - Kalaa Kebira - Sousse - Sahline
Karte
 

Einleitung
Tourenverzeichnis
Ankunft
Erster Tag
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Donnerstag, 12. März 2009
(Alle 78 Fotos des Tages im Fotoalbum als "Collage")

Mein erster Morgen in Tunesien überraschte mich mit strahlendem Sonnenschein undUnser Domizil in Tunesien angenehm milden Temperaturen. Genau das, was ich nach fast fünf Monaten Winter dringend brauchte. Jetzt konnte ich mir auch endlich anschauen, wo ich die nächsten Tage verbringen sollte. Ich schnappte mir also die Kamera Unbekannte Springspinnen-Artund ging nach draußen. Schon an der Hauswand neben dem Eingang wurde ich fündig: eine Springspinne wurde mein erstes Fotomotiv in Tunesien. Da mir mit dem neuen Kameraequipment doch noch die Routine fehlte, wurde nur dies eine von rund acht Fotos etwas... Leider konnte sie bis heute nicht bestimmt, ja nicht einmal einer Gattung zugeordnet werden.

Nach dem Rundgang durch den Garten, bei dem lediglich noch eine Schmeißfliege als Motiv diente, und des Hauses sowie einer anschließenden Einkaufsfahrt nach Monastir brachen Nina und ich dann zur ersten Tour auf. Ziel war ein im Vorfeld recherchiertes Naturschutzgebiet bei El Alam (etwa 20km nördlich von Kairouan).
Um 12:30 Uhr fuhren wir los, die Temperatur war mittlerweile auf etwa 24°C angestiegen - wobei es mir in der Sonne wie 30°C vorkam.... Über M'Saken ging es westlich auf die Straße P12 Richtung
Kairouan. Etwa nach 25km Fahrt machten wir den Brachgelände ca. 20km vor Kairuoanersten Stopp an einem Brachgelände rechts der Straße. Zu groß war die Neugier auf die tunesische Flora und Fauna, als dass wir einfach so daran bis El Alam vorbeibrausen konnten. Vorherrschend waren die unübersehbaren, etwa bis 1m hohen Büsche der Behaarten Spatzenzunge (Thymelaea hirsuta). Am Rande wuchsen Agaven und dornige, unbelaubte Sträucher, die ich (noch?) nicht benennen kann. Der restliche Bewuchs war meist wesentlich niedriger, kaum höher als 20cm - dafür aber interessanter. Sofort ins Auge sprang einem das leuchtende blau der Blüten des Gauchheils Anagalis foemina. Daneben wuchsen in lockeren Beständen das gelb blühendeAnagalis foemina / Ein Gauchheil Adonisröschen Adonis microcarpa sowie das rot blühende Herbst-Adonisröschen (Adonis annua). Neben diesen fast schon vertraut wirkenden Arten fanden sich auch fremd anmutende Pflanzen wie der Krummstab (Arisarum vulgare), ein Aronstabgewächs, oder eine Silber-Mauermieren-Art (Paronychia spec.) mit ihren an Papier oder Plastikfolie erinnernden Blütenblättern - ein Nelkengewächs. Auch diverse Korbblütler waren zu finden: z.B. Ringelblumen und Disteln. Doch eine genaue Artbeschreibung aller fotografierten Arten gelang noch nicht.

Pseudophilotes abencerragusNatürlich tummelten sich auch verschiedene Insekten auf dem Areal. Doch gelangen mir nur ein paar Fotos eines kleinen Bläulings (Pseudophilotes abencerragus), die wenigen Bienen und Käfer waren einfach zu wuselig. Dies blieb übrigens während des gesamten Tuneisenaufenthaltes ein riesiges Problem. Mehr Glück hatte ich da mit Insektenbehausungen. An den Dornen eines Strauches fanden sich gleich verschiedene. Beide in ihrer Konstruktion völlig andersartig und dennoch Sackträger-"Sack"kleine Kunstwerke. Der amphorenartige Kokon einer Gottesanbeterin mit rund 30mm Durchmesser und die geschickt aus kleinen Holzstückchen zusammen gesponnenen, etwa 25mm langen Türmchen von Sackträgern, einer Nachtfalterfamilie. Die an einem vereinzelten Rosmarinstrauch herumschwirrenden Langhornbienen konnte ich bedauerlicher Weise nicht auf ein Foto bannen - das gelang mir bislang ja auch in Deutschland noch nicht wirklich. Dafür hielt eine auch aus der Heimat bekannte Gemeine Feldschwebfliege (Eupeodes corollae) lange genug still.
 

Unbestellte Felder ca. 20km vor KairuoanNach etwa einer Stunde rissen wir uns von dort los - jedoch nur, um ein auf der anderen Straßenseite gelegenes, noch nicht bestelltes Feld in Augenschein zu nehmen. Dort war das zarte weiß einer kleinen Reseden-Art vorherrschend. Dazwischen fanden sich zahlreiche Farbtupfer gelb und blasslila blühender, noch unbestimmter Kreuzblütler. Beim weiteren UmherstreifenMoraea sisyrinchium (syn. Gynandriris sisyrinchium)? zog mich etwas leuchtend blaues magisch an. Es entpuppte sich als kleine Gruppe Schwertlilien, die ich für Vertreter der Gattung Moraea halte, möglicherweise Moraea sisyrinchium (syn. Gynandriris sisyrinchium), die Mittags-Schwertlilie. Ebenfalls in leuchtendem blau kam vereinzelt ein kleines Leinkraut (Linaria spec.) daher. Das Rätsel um diese Pflanze mit den charakteristisch sternförmig ausgebreiteten Blättern löste sich erst nach weiterem umherlaufen: es waren Schopfige Trauben-Hyazinthen (Muscari comosum). Ansonsten gab es zerstreute rote Farbtupfer von einer mir unbekannten Mohn-Art.

Pamphagidae - SteinschreckeAuch hier gab es viele Bienen, insbesondere Honigbienen, die sich aber ebenfalls nicht lange genug für ein Foto hinsetzten. Dafür hielt eine große Heuschreckennymphe ganz still. Eine Art aus der Familie der Pamphagidae - Steinschrecken. Allein die Größe von etwa 25mm dieser Nymphe lässt erahnen, wie groß diese Schrecken als Imago werden können. Besonders faszinierend fand ich ihre Bewegungen. Als ich sie entdeckte und ihr mit meinem Kameraobjektiv auf die Pelle rückte, rannte oder hüpfte sie nicht davon, sondern bewegte sich ganz langsam vor- und zurückschaukelnd, original wie ein Chamäleon, vorwärts Richtung eines Grasbüschels. So hatte ich genügend Zeit für Fotos.Unbekannte 12mm Ameisen-Art
Anders sah es mit einer für mich sehr ungewöhnlichen Ameisenart aus. Nina machte mich auf ein kleines Loch an einer Erdaufschüttung aufmerksam. Am etwa 40mm durchmessenden Eingang wuselten dutzende etwas lilafarbige, langbeinige Ameisen mit einer beachtlichen Körpergröße von rund 6-7mm umher. Lediglich eines von vielen geschossenen Fotos ist halbwegs brauchbar.

Nachdem wir auch dort etwa eine Stunde verbrachten, fuhren wir um 15:20 Uhr endlich weiter Richtung El Alam, dem eigentlichen Ziel der heutigen Tour.


Naturschutzgebiet bei El AlamEine halbe Stunde später waren wir dort, etwa 6km vor El Alam lag dasUnbekannter Schmetterlingsblütler - Onobrychis? Naturschutzgebiet rechts und links neben uns - und es war enttäuschend. Es war ein eher trostloser Anblick. Zwar gab es Blütenpracht in leuchtendem Purpur und Gelb, doch war es das dann auch. Es dominierten eine Schmetterlings- und eine Kreuzblütlerart. Dazwischen vereinzelt das Weiß einer an Margeriten erinnernde Pflanze und ein mir völlig unbekanntes Gewächs. Auf einer dieser margeritenenartigen Parageron gratus. / Bombyliidae - SchweberBlüten fand ich eine kleine Fliege (4mm), die sich bei genauerer Betrachtung als Angehörige der Bombyliidae - Schweber entpuppte - der vorgestreckte Saugrüssel war unverkennbar. Solch einen kleinen Schweber und zudem mit schwarz-gelb geringeltem Hinterleib sah ich noch nie zuvor in meinem Leben. Er nennt sich Parageron gratus.

Insgesamt war es somit auch nicht sonderlich tragisch, dass wir dort nicht wirklich parken konnten. Nach einem nur sehr kurz währendem Rundum-Blick fuhren wir weiter, durch El Alam und Sbikha. In beiden Orten fühlte ich mich während der Durchfahrt nicht sehr wohl. Es mag daran gelegen haben, dass alles so fremd, dass so viele Menschen auf der Straße umherliefen und wir oft nur im Schritttempo vorwärts kamen, doch hatte ich das drängende Gefühl, hier alsAuf der P 3 ("europäischer") Tourist nicht Willkommen zu sein (ein Gefühl, dass mich fast während jeder Tour der nächsten Tage beschlich). Besonders in Sbikha hatte ich diesen Eindruck - was fliegende Steine auch durchaus deutlich machten... So war ich mehr als froh, als wir nach rechts auf die P 3 in Richtung El Fahs einbogen. Linker Hand lag der Dorsale, ein Teil des Tellatlas-Gebirges, das von Algerien kommend bis hinauf nach Cap Bon ausläuft. Wir machten keinen weiteren Stopp mehr und bogen bei Nadour rechts auf die C 48 nach Kondar ein und gelangten über Kalaa Kebira nach Sousse und schließlich um 19 Uhr nach Sahline - da war es dann schon dunkel und mit der untergegangenen Sonne verschwand auch die Wärme, lediglich 12°C Grad empfingen uns beim Aussteigen aus dem Auto.
Die Fahrt über bestaunte ich die wechselvollen Landschaften und versuchte, sie bei voller Fahrt mit der Kamera festzuhalten (das machte ich auch jeden folgenden Tag). Grüne Felder wechselten sich mit kargen, braunen Arealen und Olivenhainen ab und im Hintergrund war lange jenes Gebirge zu sehen.

Nach einem sehr leckeren Abendessen machten mich die vielen neuen Eindrücke doch sehr erschöpft und ich ging früh zu Bett - auch etwas, dass sich jeden folgenden Tag wiederholte.

   
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Stand: 26.12.16