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Tunesien
11. März 2009 - 25. März 2009
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Aktualisiert am: 26.12.16
Siebter Tag - Cap Bon
Sahline - M'Saken - Sousse - Enfida - Grombalia - Soliman - Korbous - Port au Prince - Tazoghrane - Menzel Temime - Menzel Bouzelfa - Gromabalia - Enfida - Sousse - Sahline
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Mittwoch, 18. März 2009
(Alle 116 Fotos des Tages im Foto-Album als "Collage")

Sylvia melanocephala / Samtkopf-Grasmücke (Männchen)Wieder einmal ein sonniger, warmer Morgen. Zunächst gab es den üblichen Morgenkaffee auf den Stufen vor dem Hauseingang in der wärmenden Sonne und den schon obligatorischen Rundgang durch den Garten. Dort patrouillierte auch wieder das Männchen der Samtkopf-Grasmücke durch sein Revier. Ich hatte diesen kleinen hübschen Kerl mit seinem melodischen Gesang irgendwie lieb gewonnen...

Heute stand eine Fahrt Richtung Norden an. Ziel war die etwa 70 km lange und bis zu 40 km breite Halbinsel Cap Bon im äußersten Nordosten Tunesiens. Gegen viertel nach acht brachen wir schließlich auf. Zunächst in Msaken auf die Autobahn A1 Richtung Tunis bis zur Ausfahrt Grombalia (etwa 115km) - quasi am landesinneren Rand von Cap Bon. Von dort ging es über die C 41 nach Soliman und dann auf der C 26 nahe der Nordküste in Richtung Korbous. Das Cap Bon auch "Garten Tunesiens" genannt wird, konnte ich schon nach wenigen Kilometern verstehen. Alles ist grün und erinnert teilweise eher an Südfrankreich als an Nordafrika...

Asphodelus aestivus / Kleinfrüchtiger AffodillEtwa 8km hinter Soliman machten wir einen ersten kurzen Stopp vor einem einsamen kleinen Gehöft. Die Vegetation dort sah viel versprechend aus. Es gab dort, wie fast überall im nördlicheren Teil Tunesiens, größere Bestände von Asphodelus aestivus, dem Kleinfrüchtigen Affodill, einer mir Sauerklee-Art (Oxalis pes-caprae?), vereinzelte Euphorbien die mich an die heimische Sonnenwend-Wolfsmilch Euphorbia helioscopa erinnerten (ist es vielleicht Euphorbia serrata?),Fedia cornucopiae / Baldriangewächse (Valerianaceae). sowie Kreuzblütengewächse die ich noch nicht bestimmen konnte. Eine hübsche, niedrig wachsende und rosa blühende Pflanze (Foto rechts), die mir im nördlichen Tunesien noch häufiger begegnete, konnte ich erst im November 2009 Dank der Hilfe von Thomas Götz bestimmen. Es handelt sich um Fedia cornucopiae - ein Baldriangewächs (Valerianaceae).

 Es gab dort auch spannende Insekten. Zum Beispiel den Provemce-Feuerfalter Tomares ballus und die Schwebfliege Platynochaetus setosus. Leider gelangen mir keine Fotos der dort emsig herumfliegenden Bienen...

Ferula communis / Gemeines Rutenkraut / Riesen-FenchelDann ging es weiter auf der C 26 Richtung Korbous, unterwegs noch ein kurzer Halt um das imposante Gemeine Rutenkraut (Ferula communis) zu fotografieren, dass recht intensiv nach Sellerie duftet. Diese auch Riesen-Fenchel genannte Art wuchs am Straßenrand und erreichte Höhen bis 2,50m. Laut Literatur kann es aber auch durchaus fünf Meter hoch werden. Schließlich erreichten wir dann das "Gebirge" des Djebel Bou Kourbous (419m). Da wir Korbous von Nordosten aus ansteuern wollten, fuhren wir fast komplett daran vorbei und bogen dann nach links ab, mitten hinein in die Berge. Schon nach wenigen hundert Metern hatten wir dann wunderschöne Ausblicke hinab auf die Nordküste. Dieser Teil wird von manchen als Côte du Soleil bezeichnet. Dorthinab führt die Straße und schlängelt sich dann direkt an der felsigen Küste bis Korbous. Korbous ist dVilla des ehemaligen tunesischen Präsidenten Bourghuibaas sicherlich bedeutendste Thermalbad Tunesiens. Bei ausländischen Touristen ist es wohl recht unbekannt, die bleiben in Hammamet oder Nabeul, doch für Tunesier ein sehr beliebtes Ziel - was auch der Trubel auf den Straßen bezeugte. Auf einer Felskuppe über der Stadt thront die Villa des ehemaligen tunesischen Präsidenten Bourghuiba, der offenbar häufiger das schwefelhaltige Wasser der heißen Quellen genoss.

Unsere Entscheidung, Korbous von Osten her anzufahren, war, wie wir in Korbous feststellten, goldrichtig. Die Straße, die von Westen her kommt, war wegen eines gewaltigen Felssturzes unpassierbar. Wie in Tunesien fast üblich, war auf dem Wegweiser, bzw. an der Abzweigung an der C 26 nichts davon zu lesen... Wir fuhren dann also wiederAltes Landgut an der C 26 auf dem gleichen Weg zurück und hinauf zur C 26, bogen links Richtung Nordosten auf sie ein und machten uns auf die Suche nach einem Weg zum Port au Prince. Die schmale Straße führt durch malerische Landschaften und passiert ein paar alte Landgüter. Unterwegs stießen wir ganz überraschend auf einen Trupp Helmperlhühner (Numida meleagris), die eilig die Straße überquerten und schließlich in einem Getreidefeld verschwanden.

Nina schwärmte mir von dieser malerischen Bucht Port au Prince schon lange vor - sie war in der Vergangenheit schon mehrmals dort. Sie ist in wohl keinem Reiseführer zu finden und auch nicht ausgeschildert - auch in unseren beiden Landkarten war dieser Ort nicht zu finden. Festungsanlage Port au PrinceNinas hervorragendes Gedächtnis führte uns aber direkt ans Ziel - Bravo! Als erstes sticht einem schon von weitem eine alte Festungsanlage ins Auge. Leider konnte ich bislang über sie noch nichts in Erfahrung bringen. Wir bogen von der asphaltierten Straße nach links auf eine unbefestigte Piste ab und mussten diese wegen unzähliger Schlaglöcher im Schritttempo bewältigen.

Etwa einen Kilometer vor Erreichen der Küste machten wir noch eine kurze Pinkelpause inSalbeiblättrige Zistrose / Cistus salviifolius einer dicht mit kleinen Büschen und Bäumen bewachsenen Gegend. Dort wuchsen unter anderem zahlreiche noch nicht näher bestimmte Kugelblumen / Globularia spec. und vereinzelt sah man auch schon die weißen Blüten der Salbeiblättrigen Zistrose (Cistus salviifolius). Dann ging es weiter. Nina hatte mit ihrer Schwärmerei über diesen Ort in keiner Weise übertrieben! Es ist wirklich ein traumhafter Flecken Erde, den wir da um viertel vor eins erreichten!

Port au Prince (alle Fotos im Fotoalbum)

Port au Prince (1,28Min.) im wmv-Format - 22,4MB (zu öffnen mit z.B. Windows Media Player oder Winamp), da ist das Bild größer, oder in einer kleineren FLV-Version - 5,5MB (zu öffnen mit Flash Player).

Außer ein paar kleinen weißen Häusern von Fischern und einem Steg gibt es nichts außerMoschee in Tazoghrane herrlichem Strand und die Weite des Meeres. Wenn man nach rechts schaut, kann man fast die gesamte Nordküste Cap Bons überblicken. Wir hielten uns etwa eine halbe Stunde dort auf und genossen das stete Rauschen der Wellen und den herrlichen Ausblick. Port au Prince ist wahrlich ein Geheimtipp! Es fiel nicht leicht, diesen Ort zu verlassen, doch hatten wir noch andere Ziele an diesem Tag und der Weg war An der C 45noch weit. Also fuhren wir die Schlaglochpiste zurück zur C 26 und fuhrenAuf der C 43 Richtung Menzel Bouzelfa Richtung Tazoghrane. Dort ging es auf die C 45, die quer von Nordwesten nach Südosten durch die Halbinsel verläuft und nach rund 20km in Menzel Temime an der Südküste endet. Und wieder konnte ich das so verblüffend grüne Nordtunesien bestaunen. In Menzel Temime bogen wir rechts auf die C 43 Richtung Menzel Bouzelfa ab. Egal, ob man nach links oder rechts aus dem Autofenster schaute, es gab auf der ganzen Strecke nur herrliche Landschaften.

Unser nächstes Ziel war ein waldreicher Hang etwa etwa 12km vor Menzel Bouzelfa. Er gehört zu den Ausläufern des Sidi Abd Er Rhamane. Meine Recherchen vor Reisebeginn ergaben, dass diese Gegend einen eher kalkreichen Boden besitzt - also ein möglicher Orchideenstandort sein könnte. Wir parkten am Straßenrand und erkundeten zunächst die Gegend hangabwärts auf derWespen-Ragwurz / Ophrys tenthredinifera anderen Straßenseite. Schon nach wenigen Schritten entdeckte ich die ersten kleinen Blattrosetten von Orchideen - offenbar alles Ophrys-Arten. Ich dachte schon, wir seien doch zu früh im Jahr im Land, um blühende Orchideen zu sehen, da fiel mein Blick auf eine kleine, zartrosa Blüte zwischen niedrigen Büschen. Der Jubel war groß als ich erkannte, was da blühte: eine Wespen-Ragwurz (Ophrys tenthredinifera)! Ich rief nur laut "Orchidee", um Nina, die einige Meter weiter auf "Orchideenpirsch" war, auf den Fund aufmerksam zu machen, und kniete mich voll Freude vor die kleine Schönheit um sie zu Bestaunen und zu Fotografieren. Nina war dann ebenfalls schnell zur Stelle und freute sich sicherlich nicht weniger. Als wir uns dann endlich losreißen konnten, intensivierten wir unsere Suche noch. Doch wir fanden nur noch weitere blütenlose Blattrosetten. Wenn ich das richtig gesehen Lavandula stoechas / Schopf-Lavendelund gedeutet habe, sollten sie von mindestens zwei weiteren Ophrys-Arten stammen. Doch, so ohne Blüte ist das schwer zu sagen. Also verlagerten wir die Suche hangaufwärts. Um schnell einen Überblick zu bekommen, trennten wir uns - Nina hielt sich links, ich rechts. Zwischen Kiefern, Schopf-Lavendel und Rosmarin bahnten wir unsere Wege und beinahe zeitgleichOrchis longicornu / Langsporniges Knabenkraut entdeckten wir weitere Orchideen. Während Nina sich etliche Meter weiter links um ihren Fund kümmerte, widmete ich mich zunächst meinem. Es waren drei Exemplare des Langspornigen Knabenkrautes Orchis longicornu. Es stellte sich dann heraus, dass Nina die gleiche Art gefunden hatte. Insgesamt fanden wir schließlich rund ein Dutzend Exemplare. Als sich dann selbst nach akribischer Suche keine weiteren Orchideen mehr finden ließen, gingen wir zurück zum Auto und setzten unsere Fahrt fort. Mittlerweile war es kurz nach vier und der Weg nach Hause noch lang.

Über Menzel Bouzelfa nach Grombalia ging es wieder auf die Autobahn. Dort konnten wir mal wieder die "Tunesische Ladungskunst" bestaunen: einen mit Fenchel beladenen Kleinlaster... Wir verließen an der Ausfahrt M'Saken/Knaiess die A1 und ich musste noch schnell ein Foto eines Baumes machen, auf den die Straße direkt zu läuft. Man könnte eine zeitlang wirklich meinen, der Baum wüchse mitten auf der Fahrbahn, was in Tunesien durchaus im Bereich des Möglichen wäre... Etwa um halbsieben waren wir dann zurück in unserem Domizil.

Anzumerken hätte ich abschließend nur meinen völlig subjektiven Eindruck von den Menschen in der Gegend von Cap Bon. Wir begegneten ja auch dort, wie bei all unseren Touren, Einheimischen. Doch während ich in den Gebieten zwischen den südlichsten von uns besuchten Regionen (etwa Madhia) bis etwa einer Linie El Fahs - Bou Ficha fast immer eine Art "feindselige" (ist etwas hart ausgedrückt, aber etwas in dieser Richtung) Grundstimmung verspürte und man auch eher mal mehr oder weniger aufdringlich "belästigt" wurde, empfand ich die Menschen im Norden durchweg freundlich und die ganze Atmosphäre entspannter. Wie gesagt, das war nur mein Empfinden und ist sicherlich nicht repräsentativ.

   
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Stand: 26.12.16