Freitag, 13. März
2009
(Alle 149 Fotos des Tages im
Fotoalbum
als "Collage")
Um halb neun trat ich durch
die Eingangstür nach draußen und wurde wieder von einem
strahlend blauen Himmel und wohltuend wärmender Sonne
begrüßt. Weg war die Kühle der Nacht.
Da ich morgens, um wach zu
werden, einige Zeit und einige Tassen Kaffee benötige,
bot sich die Gelegenheit, den Garten nach interessanten
Motiven abzusuchen (das wurde ein tägliches Ritual vor
jeder Tour).
Als erstes entdeckte ich den Nesteingang einer kleinen
Sandbienenart (Andrena spec.) in
einem
Beet. Leider ließ mich die
Besitzerin nicht nahe genug heran, um sie gut zu
fotografieren. Eine kleine Blutbiene, die sich ebenfalls
sehr für dieses Nest interessierte, konnte ich
bedauerlicherweise gar nicht fotografieren. Anders sah
es da mit den zahlreichen Bausammlerbienen (Megachilidae)
aus, die sich auf den Blättern der Geranienbüsche
sonnten. Sie gehören wohl zur Gattung Hoplitis. Als
weiteren Hautflügler traf ich noch auf eine auch aus
Deutschland bekannte Art: die Französische Feldwespe
Polistes dominulus.
Auf einem Rosen-Eibischblatt entdeckte ich eine kleine,
grau-rote
Weichwanze (Caenocoris spec., eventuell C. nerii)
und an der Hauswand neben einigen Schmeißfliegen eine
Wanze der Art
Oxycarenus lavaterae. Aus
dem mit unzähligen, gelb leuchtenden Früchten behangenen
Zitronenbaum trällerte ein Vogel ein mir vertrautes
Lied: ein Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Und anders
als in Deutschland gelangen mir ein paar bessere
Aufnahmen dieses sympathischen Vogels.
Dann drängte langsam die
Zeit, wir packten unsere Sachen und brachen auf nach
Mahdia. Auf dem Weg dorthin wollten wir noch zum Lac
Moknine. Wir
fuhren also nach Süden auf der
C 82 über Ksar Hellal,
Moknine, fanden keine Zufahrt zum See und fuhren weiter
über Hiboun zum rund 40km entfernten
anderen Ziel
des Tages. Um zehn Minuten vor zwölf erreichten wir die
ersten schmalen Gassen Mahdias direkt am Meer. Somit sah
ich heute auch erst zum zweiten Mal in meinem Leben das
Mittelmeer und konnte mich dementsprechend kaum satt
sehen an dem weiten Blau. So machten wir den ersten
Stopp auch gleich ein paar Meter weiter (quasi am Ende
der Gasse vom obigen Foto). Es gab dort einen kleinen
Parkplatz, von dem man einen schönen Blick
auf
das Meer und die Küste hatte. Kaum geparkt, kam auch
jemand und kassierte 300 Millimes. Doch der Ausblick war
dies allemal wert. Wir schossen einige Fotos, auch von
den Möwen und genossen einfach die Sicht. Okay, ich
genoss nicht nur einfach, ich staunte...
Dann fuhren wir weiter zur
Festung Al Borj Al Kebir (ein altes türkisches Fort),
quasi dem
Wahrzeichen der Halbinsel Mahdia, wo wir oberhalb des
Meeres parkten. Die Festung selbst besichtigten wir
nicht. Stattdessen wanderten wir von dort in nördlicher
Richtung an der Küste entlang. Der Friedhof, der Festung
von der Meerseite aus vorgelagert, ist wirklich
sehenswert, wenn ich das im Zusammenhang mit
Tod und Gräbern so sagen darf. Ein wirklich
schönes Fleckchen Erde, dass nicht nur den wenigen
ausländischen Touristen, sondern auch jungen tunesischen
Pärchen einen Ausflug wert ist. Der Kontrast zwischen
dem sanften gelb-blau-grün
der Hänge mit den leuchtend weißen Gräbern und dem rauen
Fels der Küste ist beeindruckend. Wir wanderten etwa
zwei Stunden bis kurz hinter den Leuchtturm und wieder
zurück. Die Kamera immer hin und her schwenkend zwischen
tollen Ausblicken und fremdartigen, andererseits aber
auch vertraut wirkenden Pflanzen und Insekten am Boden.
Ich habe längst nicht alle Insekten fotografieren
können, die sich dort zwischen dem Pflanzenbewuchs
bewegten. Viele waren einfach zu flink unterwegs -
besonders die Spinnen, aber auch einige Bienenarten.
Nach einer etwa
zweistündigen Wanderung brachen wir also gegen Viertel
nach Drei wieder auf. Da Nina Hunger verspürte, gingen
wir im Ort noch essen. Dort lernte ich sogleich etwas
über die Eigenheiten von Bezeichnungen auf Speisekarten.
Nachdem mich ein sehr aufmerksamer Kellner zuerst zu den
ausgelegten Fischen im Restaurant "nötigte" und ich mich
nach einem Blick auf die völlig trüben Augen und Kiemen
sowie die ausgetrockneten Schuppen der Auslage für eine
"Mixed Grill Platte" entschied, staunte ich nicht
schlecht über das nach kurzer Zeit servierte:
Lammkotelett, Lammleber, Lammniere und Lammherz - also
fast nur Innereien. Und Lamm ist da vielleicht auch der
falsche Ausdruck, es war eher schon Schaf. Andere Länder
- andere Sitten, da kann man nichts machen, nur lernen.
Das Kotelett und die Leber waren übrigens sehr gut; dass
ich ansonsten keine Innereien mag, ist schon eher mein
Problem. Übrigens ist diese Fleischauswahl scheinbar
unter der Bezeichnung "Mixed Grill" in Tunesien üblich -
wenn ich den Auskünften Einheimischer glauben darf.
Dann
ging es aber weiter, wir wollten doch noch schauen, ob
wir nicht doch eine Zufahrt zum Lac Moknine finden. Erst
einmal mussten wir uns durch das Verkehrsgewühl Mahdias
quälen, dort war gerade der Markt zu Ende gegangen.
Kurz hinter Hiboun fand Nina einen kleinen Feldweg, nach
links abzweigend - die Richtung, in der der See liegen
musste. Nach einer längeren, sehr holprigen Fahrt über
unbefestigte Wege
kamen wir zumindest recht nahe heran. Wir stellten das
Auto am Rande eines Weges ab und liefen das restliche
Stück über feuchten Sand bis etwa 70m an den Rand des
Lac Moknine. Bis auf den Umstand, dass der See um ein
Vielfaches kleiner war, als auf unserer vier Jahre alten
Karte verzeichnet, gab es dort nichts Aufregendes zu
entdecken. Abgesehen davon, dass ich auch diese Öde in
ihrer Fremdheit dennoch faszinierend fand.
Als wir zurück zum Auto
liefen, wurden wir von einem Tunesier, der offenbar in
der Nähe wohnte, angesprochen. Was für ein Glück, dass
Nina französisch spricht. Nachdem sie ihm erklärte, was wir
dort machten, konnten wir zurück fahren. Unterwegs auf
der unwegsamen
Piste erblickte ich rechter Hand auf einem Baum einen Vogel,
der mich sehr neugierig machte. Er entpuppte sich als
"Südlicher Raubwürger". Das freute mich sehr, in
Deutschland suchte ich bislang vergeblich nach seinem
bei uns vorkommenden Verwandten. Leider saß er doch zu
weit weg für ein wirklich gutes Foto.
Schließlich erreichten wir
wieder die "richtige" Straße, die C 82, und fuhren an
Gewächshäusern und Olivenhainen vorbei zurück zu unserem
Domizil.
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