Samstag, 14. März
2009
(Alle 140 Fotos des Tages im
Fotoalbum
als "Collage")
Beim
Morgenkaffee auf den Stufen des Hauseingangs planten wir
die heutige Tour durch die Berge der Dorsale, einem Teil
des Tellatlasgebirges. Bevor es
losging stand natürlich
wieder ein Gang ums Haus und durch den Garten an, doch
heute fanden sich nur verschiedene Fliegen an der
Hauswand. Beispielsweise die mir
auch aus der Heimat bekannte "Hausfliege"
Muscina stabulans (Echte Fliegen - Muscidae) sowie
eine für mich neue Schmeißfliegen-Art (Calliphoridae),
die lediglich der Gattung Onesia zugeordnet werden
konnte.
Dann ging es auch schon los. Zunächst in Sousse auf die
einzige tunesische Autobahn Richtung Norden. Die
Autobahn ist durchweg in einem guten Zustand;
Aufmerksamkeit ist dennoch immer geboten, denn viele
tunesische LKW-Fahrer kennen keine Ladungssicherung
(siehe auch
hier)
und so kann es immer wieder passieren, dass Gegenstände
auf der Fahrbahn liegen (bis hin zu schweren
Betonteilen). Wir erreichten die Ausfahrt nach Zaghouan
bei Bou Ficha gegen elf Uhr und fuhren auf der gut
ausgebauten C35 nach
Osten.
Immer im Blick voraus: das Bergmassiv Djebel Zaghouan
1295m.
Nach einer halben Stunde Fahrt kam Zaghouan, die
Stadt der Quellen in Sicht. Malerisch schmiegen sich
Häuser an die Hänge am Fuss des Bergmassivs Djebel
Zaghouan. Der Ort wird oft von Touristen-Reisebussen
angefahren, wir umfuhren die Stadt jedoch größtenteils
nördlich und gelangten auf die C 133 von der wir nach
etwa 10km links auf die C 28 Richtung El Fahs
abbogen. Rechts und links der Straße wechselten sich
Olivenhaine, Felder und Ödland ab. Hinter Bir Halima
wird das Gelände zusehends hügeliger und botanisch
interessanter. Darum machten wir an einem uns spannend
erscheinenden Hügel etwa 14km vor El Fahs Halt und
erkundeten das Terrain.
"Unser" Hügel war relativ karg,
die auf der anderen Straßenseite gegenüber waren dagegen
weitestgehend bewaldet. Die Vegetation bestand
überwiegend aus Rosmarinbüschen, die mit dem Duft ihrer
ätherischen Öle die ganze Umgebung einhüllten.
Vom
Gipfel hat man einen grandiosen Ausblick in die Ebene im
Nordosten. Die etwas felsige, karge Beschaffenheit der
Anhöhe war genau nach meinem Geschmack - ich liebe
solche Landschaftsformationen. Vielleicht auch deshalb,
weil dort oftmals besonders interessante Pflanzen,
Insekten und Tiere anzutreffen sind. Hier war es
beispielsweise eine leuchtend rote Biene, die mich und
Nina auf eine harte, aber erfolglose Geduldsprobe
stellte: wir schafften es beide nicht, sie zu
fotografieren,
da
sie einfach nie lange genug still hielt. Mehr Glück
hatte ich da mit einer der vielen Feldheuschrecken
(Acrididae)
der Gattung Thalpomena. Sie fielen mir hauptsächlich
durch ihr "Schnarren" beim Davonfliegen auf. Sonst
gelangen mir keine Aufnahmen von Insekten. Alle
gesichteten Bienen, Wespen oder Fliegen, die die
blühenden, wohlriechenden Rosmarinbüsche umschwirrten,
waren hochflüchtig und ließen uns nicht nah genug heran.
An Vegetation gab es außer Rosmarin nur ein paar wenige
mir unbekannte gelbblühende Kreuzblütler und den ein
oder anderen kleinen Olivenbaum.
Etwa nach einer
dreiviertel Stunde fuhren wir weiter, machten aber schon
kurz darauf noch einmal Halt. Ich wollte mir einen mit
Kiefern bewaldeten Hang anschauen um mir einen ersten
Überblick über die Vegetation solcher Gebiete zu
verschaffen während Nina im Auto wartete. Im Unterwuchs dominierte
auch
hier Rosmarin, an dessen Blüten vereinzelt
Langhornbienen zu beobachten waren. Und hier gelang mir
auch das erste Foto einer solchen - etwas, was ich in
Deutschland noch nicht wirklich schaffte. Ob sie zur
Gattung Eucera oder aber deren Verwandtschaft gehört,
konnte noch nicht abschließend geklärt werden. In einer der
Kiefern entdeckte ich zwei fast amselgroße Vögel beim
Nestbau. Das Männchen mit roter
Brust, das Weibchen schlicht braun - und nur von ihr
gelangen ein paar Aufnahmen. Das Männchen entpuppte sich
als Feigling und ließ seine Partnerin alleine zurück.
Erst zurück in Deutschland konnte ich klären, um was für
Vögel es sich da handelte: Loxia curvirostra /
Fichtenkreuzschnabel.
Da ich schon nach wenigen Minuten feststellen konnte,
dass in diesem Waldstück wohl (noch?) sonst nichts
spannendes zu entdecken war, setzten wir unsere Fahrt
auf der P 4
Richtung
Siliana fort. Die Gegend wurde wieder ebener und grüner.
Auf den Strommasten links und rechts der Straße sind
Nisthilfen für Störche angebracht und diese wurden auch
reichlich genutzt. Kurz vor Siliana bogen wir nach
Westen auf die
C 73 ab, eine landschaftlich sehr schöne
Strecke wie sich herausstellte. Es ging ins Bergmassiv Djebel Ballouta. Einige Kilometer vor der Passhöhe
machten wir an einem
besonders schönem Fleckchen Halt.
Ich war mehr als beeindruckt von dieser Landschaft. Ich
machte unzählige Aufnahmen von dem meiner Ansicht nach
grandiosem Panorama ehe ich Nina einen kleinen Hang
hinauf folgte. Dort fanden sich im dichten Gras
vereinzelte Exemplare einer Muscari-Art
(Traubenhyazinthen - ich habe leider keine Literatur
über die tunesische Flora, kann also keine exakte
Bestimmung vornehmen) und auch wenige Gagea-Arten
(Gelbstern - leider ist davon kein einziges Foto etwas
geworden). Auch Insekten gab es zu finden. Ein Falter
dessen
deutscher Name wohl "Mauretanischer
Feuerfalter" lautet
- wenn man den wissenschaftlichen Namen Tomares
mauretanicus frei übersetzt, eine Wolfspinne der Gattung
Alopecosa (Alopecosa spec.) und auch eine winzige 4mm
Springspinne die wohl zur Gattung Philaeus gehört. Aus einem Ameisennest im
Boden schwärmten gerade die Geschlechtstiere aus. Eine
Bestimmung wird da trotz halbwegs brauchbarer Fotos
nicht möglich sein.
Es ging schließlich weiter auf der sanft die Berge
hinaufführenden Straße. Schroffe Felsen
bilden überall einen herben Kontrast zu den grünen,
grasbewachsenen Hängen beiderseits der Straße. Nachdem
wir die Passhöhe überfuhren ging es abwärts Richtung
Kesra. Kesra ist ein Bergdorf dessen schmale
Durchfahrtsstraße nur langsam zu passieren war. Dies
nutzte ein Jugendlicher um uns zu demonstrieren was er
von uns "Europäern" hielt. Er bedachte uns mit
Schimpfworten und schlug auf das Autodach... Nicht
gerade einladend der Ort. Anders die
Landschaft.
Die Straße führt direkt an Felsformationen entlang, die
eine deutliche und faszinierende Schichtung haben. Die
Straße
windet sich dann
schließlich in engen Kurven teilweise sehr steil hinab
und bietet viele tolle Ausblicke. Sie mündet in die P 3
auf die wir links einbogen. Dann kam langsam ein
imposantes
Felsmassiv in Sicht, das aussah, als versperre
es
jegliches Durchkommen. Nina hatte mir von diesem
Naturdenkmal schon die halbe Fahrt über vorgeschwärmt -
nicht zu unrecht wie ich zuerkennen musste. Kef El Garia
heißt dieses Naturwunder. Die Straße führt mitten
hindurch. Auf der anderen Seite ist diese
Formation
noch wesentlich beeindruckender. Staunend machte ich
meine Fotos und war wieder einmal froh in Nina eine so
kundige "Führerin" zu haben. Ich kann nur jedem
Tunesienreisenden empfehlen, diesen Ort anzusteuern - am
Besten direkt von Kairouan aus über eben diese P 3 die
wir eben befuhren (das sind von dort etwa 40km), dann
ist es am Imposantesten.
Unsere Fahrt führte diese empfohlene Strecke in
Gegenrichtung weiter, also über Haffouz in die Ebene von
Kairouan. Diese etwas langweilige Straße wurde nur von
einem kunstvoll mit Karotten beladenem Kleintransporter
erhellt. Über M'Saken ging es zunächst nach Sousse, da
wir im Supermarkt noch ein paar Sachen einkaufen mussten
und letztlich nach Hause.
Alles in Allem war dies eine Tour in herrlichste
Gegenden Tunesiens! Gekrönt wurde der Tag dann noch
durch wieder köstliches, von unseren "Gastgebern"
zubereitetes Essen. Dies und die Masse an neuen
Eindrücken zollte ihren Tribut - ich ging erschöpft und
mit vollem Bauch früh zu Bett und fiel umgehend in einen
tiefen Schlaf.
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