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Tunesien
11. März 2009 - 25. März 2009
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Aktualisiert am: 26.12.16
Dritter Tag
Sahline - Sousse - Bou Ficha - Zaghouan - Bir Halima - El Fahs - Bargou - Siliana - Kesra - Haffouz - Kairouan -
Sousse - Sahline
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Samstag, 14. März 2009
(Alle 140 Fotos des Tages im Fotoalbum als "Collage")

Beim Morgenkaffee auf den Stufen des Hauseingangs planten wir die heutige Tour durch die Berge der Dorsale, einem Teil des Tellatlasgebirges. Bevor esOnesia spec. / Calliphoridae - Schmeißfliegen losging stand natürlich wieder ein Gang ums Haus und durch den Garten an, doch heute fanden sich nur verschiedene Fliegen an der Hauswand. Beispielsweise die mir auch aus der Heimat bekannte "Hausfliege" Muscina stabulans (Echte Fliegen - Muscidae) sowie eine für mich neue Schmeißfliegen-Art (Calliphoridae), die lediglich der Gattung Onesia zugeordnet werden konnte.

Dann ging es auch schon los. Zunächst in Sousse auf die einzige tunesische Autobahn Richtung Norden. Die Autobahn ist durchweg in einem guten Zustand; Aufmerksamkeit ist dennoch immer geboten, denn viele tunesische LKW-Fahrer kennen keine Ladungssicherung (siehe auch hier) und so kann es immer wieder passieren, dass Gegenstände auf der Fahrbahn liegen (bis hin zu schweren Betonteilen). Wir erreichten die Ausfahrt nach Zaghouan bei Bou Ficha gegen elf Uhr und fuhren auf der gut ausgebauten C35 nach Djebel Zaghouan / Bestandteil der Dorsale - TellatlasgebirgeOsten. Immer im Blick voraus: das Bergmassiv Djebel Zaghouan 1295m.
Nach einer halben Stunde Fahrt kam Zaghouan, die Stadt der Quellen in Sicht. Malerisch schmiegen sich Häuser an die Hänge am Fuss des Bergmassivs Djebel Zaghouan. Der Ort wird oft von Touristen-Reisebussen angefahren, wir umfuhren die Stadt jedoch größtenteils nördlich und gelangten auf die C 133 von der wir nach etwa 10km links auf die C 28 Richtung El FahsDiesen Hügel schauten wir uns genauer an abbogen. Rechts und links der Straße wechselten sich Olivenhaine, Felder und Ödland ab. Hinter Bir Halima wird das Gelände zusehends hügeliger und botanisch interessanter. Darum machten wir an einem uns spannend erscheinenden Hügel etwa 14km vor El Fahs Halt und erkundeten das Terrain.

"Unser" Hügel war relativ karg, die auf der anderen Straßenseite gegenüber waren dagegen weitestgehend bewaldet. Die Vegetation bestand überwiegend aus Rosmarinbüschen, die mit dem Duft ihrer ätherischen Öle die ganze Umgebung einhüllten. Blick nach NordostenVom Gipfel hat man einen grandiosen Ausblick in die Ebene im Nordosten. Die etwas felsige, karge Beschaffenheit der Anhöhe war genau nach meinem Geschmack - ich liebe solche Landschaftsformationen. Vielleicht auch deshalb, weil dort oftmals besonders interessante Pflanzen, Insekten und Tiere anzutreffen sind. Hier war es beispielsweise eine leuchtend rote Biene, die mich und Nina auf eine harte, aber erfolglose Geduldsprobe stellte: wir schafften es beide nicht, sie zu fotografieren, Thalpomena spec. / Feldheuschrecke (Acrididae)da sie einfach nie lange genug still hielt. Mehr Glück hatte ich da mit einer der vielen Feldheuschrecken (Acrididae) der Gattung Thalpomena. Sie fielen mir hauptsächlich durch ihr "Schnarren" beim Davonfliegen auf. Sonst gelangen mir keine Aufnahmen von Insekten. Alle gesichteten Bienen, Wespen oder Fliegen, die die blühenden, wohlriechenden Rosmarinbüsche umschwirrten, waren hochflüchtig und ließen uns nicht nah genug heran. An Vegetation gab es außer Rosmarin nur ein paar wenige mir unbekannte gelbblühende Kreuzblütler und den ein oder anderen kleinen Olivenbaum.

Etwa nach einer dreiviertel Stunde fuhren wir weiter, machten aber schon kurz darauf noch einmal Halt. Ich wollte mir einen mit Kiefern bewaldeten Hang anschauen um mir einen ersten Überblick über die Vegetation solcher Gebiete zu verschaffen während Nina im Auto wartete. Im Unterwuchs dominierte Langhornbiene an Rosmarinblüteauch hier Rosmarin, an dessen Blüten vereinzelt Langhornbienen zu beobachten waren. Und hier gelang mir auch das erste Foto einer solchen - etwas, was ich in Deutschland noch nicht wirklich schaffte. Ob sie zur Gattung Eucera oder aber deren Verwandtschaft gehört, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. In einer der Kiefern entdeckte ich zwei fast amselgroße Vögel beim Nestbau. Das Männchen mit roter Brust, das Weibchen schlicht braun - und nur von ihrLoxia curvirostra / Fichtenkreuzschnabel gelangen ein paar Aufnahmen. Das Männchen entpuppte sich als Feigling und ließ seine Partnerin alleine zurück. Erst zurück in Deutschland konnte ich klären, um was für Vögel es sich da handelte: Loxia curvirostra / Fichtenkreuzschnabel.

Da ich schon nach wenigen Minuten feststellen konnte, dass in diesem Waldstück wohl (noch?) sonst nichts spannendes zu entdecken war, setzten wir unsere Fahrt auf der P 4 Richtung Siliana fort. Die Gegend wurde wieder ebener und grüner. Auf den Strommasten links und rechts der Straße sind Nisthilfen für Störche angebracht und diese wurden auch reichlich genutzt. Kurz vor Siliana bogen wir nach Westen auf die
C 73 ab, eine landschaftlich sehr schöne Strecke wie sich herausstellte. Es ging ins Bergmassiv Djebel Ballouta. Einige Kilometer vor der Passhöhe machten wir an einem besonders schönem Fleckchen Halt. Ich war mehr als beeindruckt von dieser Landschaft. Ich machte unzählige Aufnahmen von dem meiner Ansicht nach grandiosem Panorama ehe ich Nina einen kleinen Hang hinauf folgte. Dort fanden sich im dichten Gras vereinzelte Exemplare einer Muscari-Art (Traubenhyazinthen - ich habe leider keine Literatur über die tunesische Flora, kann also keine exakte Bestimmung vornehmen) und auch wenige Gagea-Arten (Gelbstern - leider ist davon kein einziges Foto etwas geworden). Auch Insekten gab es zu finden. Ein Falter Tomares mauretanicusdessen deutscher Name wohl "Mauretanischer Feuerfalter" lautet - wenn man den wissenschaftlichen Namen Tomares mauretanicus frei übersetzt, eine Wolfspinne der Gattung Alopecosa (Alopecosa spec.) und auch eine winzige 4mm Springspinne die wohl zur Gattung Philaeus gehört. Aus einem Ameisennest im Boden schwärmten gerade die Geschlechtstiere aus. Eine Bestimmung wird da trotz halbwegs brauchbarer Fotos nicht möglich sein.

Es ging schließlich weiter auf der sanft die Berge hinaufführenden Straße. Schroffe Felsen bilden überall einen herben Kontrast zu den grünen, grasbewachsenen Hängen beiderseits der Straße. Nachdem wir die Passhöhe überfuhren ging es abwärts Richtung Kesra. Kesra ist ein Bergdorf dessen schmale Durchfahrtsstraße nur langsam zu passieren war. Dies nutzte ein Jugendlicher um uns zu demonstrieren was er von uns "Europäern" hielt. Er bedachte uns mit Schimpfworten und schlug auf das Autodach... Nicht gerade einladend der Ort. Anders die Landschaft.
Die Straße führt direkt an Felsformationen entlang, die eine deutliche und faszinierende Schichtung haben. Die Straße
windet sich dann schließlich in engen Kurven teilweise sehr steil hinab und bietet viele tolle Ausblicke. Sie mündet in die P 3 auf die wir links einbogen. Dann kam langsam ein imposantes Felsmassiv in Sicht, das aussah, als versperreKef El Garia es jegliches Durchkommen. Nina hatte mir von diesem Naturdenkmal schon die halbe Fahrt über vorgeschwärmt - nicht zu unrecht wie ich zuerkennen musste. Kef El Garia heißt dieses Naturwunder. Die Straße führt mitten hindurch. Auf der anderen Seite ist diese Kef El GariaFormation noch wesentlich beeindruckender. Staunend machte ich meine Fotos und war wieder einmal froh in Nina eine so kundige "Führerin" zu haben. Ich kann nur jedem Tunesienreisenden empfehlen, diesen Ort anzusteuern - am Besten direkt von Kairouan aus über eben diese P 3 die wir eben befuhren (das sind von dort etwa 40km), dann ist es am Imposantesten.
Unsere Fahrt führte diese empfohlene Strecke in Gegenrichtung weiter, also über Haffouz in die Ebene von Kairouan. Diese etwas langweilige Straße wurde nur von einem kunstvoll mit Karotten beladenem Kleintransporter erhellt. Über M'Saken ging es zunächst nach Sousse, da wir im Supermarkt noch ein paar Sachen einkaufen mussten und letztlich nach Hause.

Alles in Allem war dies eine Tour in herrlichste Gegenden Tunesiens! Gekrönt wurde der Tag dann noch durch wieder köstliches, von unseren "Gastgebern" zubereitetes Essen. Dies und die Masse an neuen Eindrücken zollte ihren Tribut - ich ging erschöpft und mit vollem Bauch früh zu Bett und fiel umgehend in einen tiefen Schlaf.

   
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Stand: 26.12.16