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Tunesien
11. März 2009 - 25. März 2009
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Aktualisiert am: 26.12.16
Zehnter Tag
Sahline - Sousse - Kalaa Kebira - Sebkhet Kelbia - Kondar - Kairouan - M'Saken - Monastir - Sahline - Sousse - Sahline
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Samstag, 21. März 2009
(Alle 9 Fotos des Tages im Fotoalbum als "Collage")

Heute wollten wir eigentlich zum tunesischen Nationalpark Lac Ichkeul bei Bizerte im Norden fahren. Doch es kam alles anders...

Wir standen früh auf, da der geplante Weg nach Norden über 200km betrug. Doch als wir unseren Wagen starten wollten, tat sich nichts. Der Clio gab keinen Muckser von sich - die Batterie war vollkommen leer. Ursache war ein am Abend zuvor vergessenes Parklicht, das Nina versehentlich angelassen hatte. Wobei dies natürlich einer an sich intakten Batterie nichts ausgemacht hätte. Die unseres Leihwagens muss also schon sehr, sehr alt gewesen sein. Lustig war, dass sich der Clio ohne seine Stromversorgung überhaupt nicht öffnen ließ. Keine Tür und auch nicht der Kofferraum ließen sich öffnen. Es gab an dem Auto kein Schloss, alles ging nur über die jetzt völlig nutzlose Fernbedienung - Technik, die begeistert! Sonst hätten wir nämlich versucht, ihn anzuschieben.

Also setzten wir uns mit der Autovermietung am Flughafen Monastir in Verbindung. Die versprachen, einen Techniker zu schicken. Wir stellten uns auf eine lange Wartezeit ein - immerhin waren wir in Tunesien, und dort dauert manches nun mal einfach länger als in Deutschland. Zudem ist Zeit dort oftmals ein sehr relativer Begriff. Das bemerkte ich zum Beispiel schnell an den Öffnungszeiten des kleinen Ladens, in dem ich meine Zigaretten kaufte. Die standen wohlweislich nirgends dran, da der Laden jeden Tag zu anderen Zeiten die Türen öffnete und nur die Einheimischen wussten, wann das in etwa ist.
(Für die Raucher unter den Lesern: Marke Legere, guter Geschmack, vergleichbar mit den bekannten westlichen Marken. Die tunesischen Zigaretten sollten sie dagegen meiden, da könnten sie genauso gut irgendwelche Blätter von Bäumen zu einer Zigarette rollen und rauchen...)

Doch welch positive Überraschung! Der Techniker war schon nach einer halben Stunde mit einem Begleiter in einem Ersatzauto zur Stelle. Doch war es nun schon zu spät für die Tour zum Lac Ischkeul. Nina schlug dann vor, zum Sebkhet Kelbia zu fahren, welches als Naturschutzgebiet ausgewiesen war. Ein laut Karte recht großer See (wenn auch nur vielleicht ein Drittel so groß wie das sehenswerte Sebkhet de Sidi El Hani wo wir vor ein paar Tagen waren). Nun, wir machten uns auf die Suche nach einem Weg dorthin. Nach unseren Karten hätte es ein Kinderspiel sein müssen, ihn zu finden. Darin reicht er unter anderem bis nahe an die P 2, einer Hauptverbindungsstraße von Kairouan nach Enfida und hätte von dort nicht zu übersehen sein dürfen. Wir versuchten unser Glück von Kalaa Kebira aus, denn an die C 48 von dort nach Kondar hätte er auch angrenzen sollen. Doch wie angestrengt wir auch nach links aus dem Autofenster in die Richtung blickten, in der eine große Wasserfläche hätte glitzern sollen: wir sahen nichts als grüne Büsche die scheinbar kilometerweit die Ebene bedeckten. Als wir dann Kondar erreichten, ohne auch nur eine Pfütze zu sehen, bogen wir links auf die besagte P 2 ein - doch auch von dort war er nicht zu sehen. Doch immerhin gab es hier ein paar kleine Sumpfgebiete am Straßenrand - also war es zumindest feucht... Wir drehten wieder um, und fuhren erneut auf die C 48. Wir hofften, aus dieser Richtung kommend vielleicht einen befahrbaren Weg in die Ebene hinein zu finden. Und tatsächlich, Ninas Adleraugen entdeckten ein winziges, verbeultes Schild auf dem auf das gesuchte Naturschutzgebiet hingewiesen wurde. Doch die Piste, die demnach dorthin führen soll, war eine sehr abenteuerliche und bucklige Erdpiste. Da derartige "Straßen" aber in Tunesien eh schon fast wie täglich Brot waren und Nina eine hervorragende und unerschrockene Fahrerin ist, die mit ihren Fahrkünsten auf diesen Loch an Loch und Buckel an Buckel Pisten bewies, dass sie sicher auch die Rallye Paris-Dakar fahren könnte, konnte und das nicht abschrecken. So holperten wir durch die dicht mit Büschen bewachsene Gegend und ich fragte mich schnell, wo ist denn der See...? Schließlich gelangten wir auf eine Art große, buschfreie Wiese und steuerten auf eine übermannshohe, extrem dichte Hecke aus Opuntien. Dort parkten wir, denn es gab mit dem Naturschutzgebiet Sebkhet Kelbia - Müll statt Wasser!Auto kein Durchkommen. Zu Fuß fand sich eine Möglichkeit, doch dahinter gab es noch immer keinen See. Dafür aber Müll ohne Ende zwischen sparrigen Sträuchern. Das wir in einem Naturschutzgebiet waren verhieß nur ein weiteres Metallschildchen. Mein erster Gedanke war: "...da ähneln unsere heimischen Mülldeponien noch eher einem NSG als das hier...". Es hätte mich aber nicht wirklich überraschen dürfen. Müll gibt es in Tunesien überall mehr alsDas ausgetrocknete Sebkhet Kelbia reichlich - auch in den abgelegensten Gebieten. Wir bahnten uns schließlich einen Weg durch die sperrigen Büsche und erreichten das, was von dem See noch übrig war: kilometerweiter, ausgetrockneter, Verlandetes Sebkhet Kelbiarissiger Boden. Der See war weg. Ein erneutes Indiz für die Wasserknappheit im Land - um die sich hier aber keiner schert - noch fließt es ja aus der Leitung.

 

Enttäuscht gingen wir zurück zum Wagen. Bevor wir nach Hause fahren wollten, fuhren wir noch einmal zu dem ebenfalls als Naturschutzgebiet ausgewiesenem Gebiet bei El Alam, bei dem wir an unsrem ersten Tag schon einmal waren. Doch auch dort gab es nichts wirklich spannendes zu sehen - zudem war diese Gegend auch nicht die freundlichste, nicht weit von hier, bei Sbikha, flogen uns ja Steine hinterher. Während wir gerade grübelten, wohin wir noch fahren könnten, rief die Frau von der Autovermietung an: wir könnten unseren "alten" Wagen wieder haben. Und ob wir wollten. Der Ersatzwagen in dem wir momentan saßen, ein Citroen Evasion, war zwar neuer als Clio, aber längst nicht so "geländegängig". Somit mussten wir zunächst nicht über ein neues Tourenziel nachdenken, da wir erst einmal den Wagen am Flughafen umtauschen wollten.

Straßenszenen bei Kondar

       

Kondar

Kondar

So etwa um 14 Uhr hatten wir unseren Wagen wieder und Nina wollte mir nun unbedingt ein Museum in Sousse zeigen, bzw. die imposante Kuppel dieses Gebäudes das "as-Sufra" genannt wird. Es liegt mitten in der Medina (Altstadt) von Sousse. Ich hatte da eigentlich überhaupt keine Lust zu..., doch Nina ließ sich nicht davon abbringen. Also fuhren wir hin. Unser Auto parkten wir in der Nähe der Altstadt und dann ging es los, hinein ins Getümmel (das zu dieser Jahreszeit noch vergleichsweise gering ist). Um hier sein Ziel zu erreichen, muss man stur seinen Weg verfolgen, alles, was man bei sich hat gut festhalten, seine Geldbörse sicher und dicht am Körper aufbewahren und darf nicht stehen bleiben. Hier sind eine Menge Taschendiebe und andere Gauner unterwegs - wundern sie sich also nicht, wenn wie beiläufig die ein oder andere Hand ihren Hintern streift, die ist auf der Suche nach ihrer Brieftasche... Blick starr voraus und schnellen Schrittes bahnten wir uns unseren Weg durch immer neue Gruppen junger tunesischer Männer, die sich vor allem mir permanent in den Weg stellten und seltsame Fragen mal in gebrochenem Deutsch, mal Englisch oder auf Französisch an mich richteten. Hier hilft nur energisches Voranschreiten und ausweichen oder notfalls umrennen. Wer hier stehen bleibt hat verloren. Ich sah einige Touristen, die nicht einmal dazu kamen, ein paar Erinnerungsfotos von der wirklich sehenswerten Altstadt zu machen, weil sie sich mit Händen und Füßen gegen diese aufdringliche Meute wehren mussten. Besonders junge Frauen hatten hier nichts zu lachen. Ich konnte am Rande eine Szene beobachten, wie eine etwa 20jährige westliche Touristin, die ebenfalls nur ein paar Fotos machen wollte, gleich von zwei jugendlichen Tunesiern regelrecht betatscht wurde und sie schließlich keinen anderen Ausweg mehr sah, als zu rennen...

Schließlich erreichten wir das Museum - und es war heute wegen Feiertages geschlossen... Also wieder zurück durch den "Hindernisparcours" zum Auto und dann nach Hause. Dort kamen wir etwa um viertel nach drei an und ich war so erschöpft, dass ich umgehend ins Bett ging und bis halbsechs schlief. Diese 800m hin und 800m zurück in der Medina von Sousse haben mich mehr geschafft als jede längere Wanderung der letzten Tage...

Übrigens war heute der erste Tag seit wir hier waren, an dem es nicht über 25°C hatte. Zumindest kam es einem wegen eines eisigen und stürmischen Windes nicht so vor.

   
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Stand: 26.12.16