Sonntag, 22. März
2009
(Alle 100 Fotos des Tages im
Fotoalbum
als "Collage")
Heute konnten wir uns
endlich auf die große Fahrt gen Norden zum Nationalpark
Lac Ichkeul machen - eine Strecke von mehr als 200km. Um
halbneun am Morgen ging es los, über M'Saken auf die
Autoroute A 1 Richtung Tunis.
In
Tunis mussten wir höllisch aufpassen, dass wir uns im
Schilderwald und den vielen Straßenverzweigungen nicht
verfuhren, doch wir schafften es und verließen die A 1
einige
Kilometer
hinter Tunesiens Hauptstadt um auf die P 8 Richtung
Bizerte zu gelangen. Vorbei an Protville gelangten wir
zum Abzweig zur C 151 die uns nach Menzel Bourghauiba
führte und von dort aus war der Weg zum Lac Ichkeul
überraschend gut ausgeschildert. So durchfuhren wir
schließlich um viertel vor elf den Torbogen zum
Nationalpark.
Die
kleine Straße führte einige Kilometer durch das sumpfige
Gebiet, dass einen großen Teil
dieses Parks ausmacht und schlängelt sich dann am Fuße
des Djebel Ichkeul entlang des eigentlichen Seeufers zum
eigentlichen Eingang, an dem man von Parkrangern
erwartet wird. Bei ihnen muss man sich mit Namen und
Adressen in eine Liste eintragen und bekommt einen
Parkplatz zugewiesen - der nochmals drei Kilometer
weiter im Park direkt am Ufer liegt. Der Park war gut
besucht. Viele hundert Menschen bevölkerten die Wege und
Hänge, doch waren wir scheinbar die einzigen
"westlichen" Touristen. Für Tunesier ist das Gebiet
offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel. Und obwohl
sie alle überall in der (geschützten) Natur picknickten,
war hier kein Müll zu sehen!
Nachdem
Nina unseren Wagen im Gewühl endlich sicher parken
konnte, machten wir uns auf die kurze Suche nach einem
geeigneten Rundweg. Dabei entdeckte Nina eine kleine
Pechlibelle in einer Felsspalte. Es handelt sich dabei
wohl um Ischnura graellsii, die Spanische Pechlibelle.
Was unseren Weg anbelangte, folgten wir letztlich
einfach den "Massen". Diese strömten über Treppen und
einem schmalen Pfad einen steilen Hang hinauf -
insbesondere die Frauen mit dafür ziemlich
abenteuerlichem Schuhwerk...
Etwa
auf halber Höhe dieser Anhöhe führte der Weg zu einem
Ökomuseum. Da es dort aber sehr
voll war, besuchten wir es nicht und ich kann somit auch
nicht sagen, was sich genau hinter diesem Begriff
verbirgt. An diesem Museum begann ein Rundweg, der um
den Djebel Ichkeul herum führt - und diesen wählten wir.
Er führte durch einen lichten Wald und bot auf weiter
Strecke immer wieder
schöne
Ausblicke auf den See. Unser Hauptaugenmerk galt aber
natürlich den Pflanzen. Leider war es jahreszeitlich für
eine größere Artenzahl offensichtlich noch zu früh, denn
es fand sich nicht viel. Und was sich fand, ließ sich
aufgrund eines starken, sehr kühlen Windes nur sehr
schwer vernünftig fotografieren... Da gab es vereinzelt
Scheinkrokusse (Romulea spec.),
Fedia-Arten und diverse Farne und ein auffallendes
Bärlappgewächs, aber auch kleine
Sedum-Arten und Hahnenfußgewächse sowie noch ein
paar
weitere Arten, die ich noch nicht näher bestimmen
konnte. Es fanden sich aber auch Pflanzen, die ich
(hoffentlich richtig) benennen kann. Das unübersehbare,
bis 3m hohe Gemeine Rutenkraut (Ferula
communis), der kleine, dagegen fast unscheinbar
wirkende Rankende Erdrauch (Fumaria
capreolata) und der teilweise auf den Hängen in
größerer Anzahl wachsende Glöckchen-Lauch (Allium
triquetrum). Insekten fanden sich hier oben nicht -
zumindest sahen wir keine. Auf die stießen wir erst, als
der Weg wieder hinab zum See führte.
Da
flatterten ein paar Bläulinge umher, die sich bei
näherer Betrachtung als "alte Bekannte" entpuppten: den
auch bei uns vorkommenden und häufigen
Hauhechel-Bläuling
Polyommatus icarus... Spannender waren da doch die
Funde eines größeren Wollkäfers (Lagria tenenbaumi),
einer emsig den Boden absuchenden Wegwespe (Pompilidae
spec. / keine in Deutschland vorkommende Art) und
der Braunen Strandschrecke (Aiolopus
strepens) - alles Arten, die es in Deutschland nicht
zu sehen gibt.
Sicherlich gibt es hier später im Jahr noch viel,
vielmehr zu sehen. Wenn wir nicht aufgrund der
langen Hin- und Rückfahrt so wenig Zeit gehabt hätten,
wären wir aber bestimmt auch auf mehr Arten gestoßen -
doch so mussten wir uns leider beeilen. Um kurz vor zwei
Uhr saßen wir dann auch schon wieder im Wagen und traten
die Heimreise an. Schnell noch ein paar Fotos der
Baumartigen Wolfsmilch (Euphorbia dendroides) gemacht,
die in großen
Beständen
auf den Hängen des Djebel Ichkeuls wächst und dann waren
wir auch schon wieder auf der Straße, die durch den eher
sumpfigen Teil führte. Und dort sahen wir in der Ferne
erst jetzt eine der Hauptattraktionen dieses
Nationalparks: mehr oder weniger frei lebende
Kaffernbüffel (der Park ist weitestgehend eingezäunt,
von daher können diese Büffel da nicht raus).
Um in
dieser kurzen Zeit, die wir in Tunesien waren, soviel
wie möglich vom Land sehen wollten, nahmen wir nicht den
gleichen Weg zurück, sondern fuhren auf die P 11
Richtung
Mateur.
Wir hatten in der Karte eine Passstraße entdeckt, die
uns spannend erschien und die suchten wir nun. Obwohl
wir eigentlich nur der P 11 hätten folgen müssen,
verfuhren wir uns in Mateur. Es gab dort einfach zu
viele Straßenverzweigungen und kein einziges Schild.
Doch schließlich fanden wir auch hier den richtigen Weg
der sich durch eine herrliche Landschaft schlängelte. Am
kleinen Stausee O. Joumine etwa 15km südlichwestlich von
Mateur
machten wir noch einen kurzen Stopp, ehe wir weitere
20km bis zum Abzweig nach Tahent fuhren. Dorthin ging es
links auf die C 64 ab, die Passstraße, die uns in der
Karte auffiel - und ja, die Straße war spannend! Nicht,
weil sie so schlecht war, sondern wegen der traumhaften
Umgebung! Staunenden Blickes durchfuhren wir diese
grandiose Landschaft - ganze 50km! Es war dann schon
traurig zu nennen, das Gefühl welches uns überkam, als
wir dann die Ebene nach Tebourba erreichten und diese
Schönheit verließen. Wir kamen nun ins recht dicht
besiedelte Tal des Medjerda, Tunesiens längster und für
die Wasserversorgung wichtigster Fluss. Doch er bot
einen jämmerlichen Anblick. Eher als kleiner,
schmutziger Bach kam er hier bei El Battan daher...
Über
die P 7 ging es nun weiter nach Tunis. Doch anders als
bei der Hinfahrt war uns das Glück diesmal nicht ganz so
hold - wir verfuhren uns in der riesigen, chaotischen
Stadt. Nur Ninas Gelassenheit und ihrer Erinnerung
früherer Durchfahrten und Aufenthalten ist es sicherlich
zu verdanken, dass wir dennoch verblüffend stressfrei
durch den Moloch kamen und die Autobahnauffahrt zur A 1
Richtung Sousse fanden.
Bis wir
schließlich wieder in Sahline ankamen, war es schon
dunkel. Wie jeden Abend, erwartete uns auch heute wieder
ein köstliches Mahl zu Hause. Gesättigt und erschöpft
von den vielen neuen Eindrücken, fiel ich schon um
halbzehn in einen tiefen Schlaf...
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