zurück zu: www.naturspaziergang.de Naturspaziergang - Unterwegs in
Tunesien
11. März 2009 - 25. März 2009
Weiter
Aktualisiert am: 26.12.16

Reisetagebuch Tunesien
Diese Karte zeigt in etwa unseren Aktionsradius bei dieser Reise, und diese ein paar empfehlenswerte
Ziele/ Gegenden für Naturliebhaber

Jede "Tagesseite" enthält einen Tourenbericht und alle Fotos des jeweiligen Tages in einem gesonderten Fotoalbum - Insgesamt über 1110 Fotos!
 

 

Einleitung
Tourenverzeichnis
Ankunft
Erster Tag
Zweiter Tag
Dritter Tag
Vierter Tag
Fünfter Tag
Sechster Tag
Siebter Tag
Achter Tag
Neunter Tag
Zehnter Tag
Elfter Tag
Zwölfter Tag
Dreizehnter Tag
Heimreise
Fotogalerien

Am 11. März 2009 bin ich zusammen mit Nina nach Tunesien geflogen - genauer: nach Sahline. Das liegt zwischen Sousse und Monastir und war unser Ausgangspunkt für viele tolle Erkundungstouren. Rückflug war am 25. März 2009.

Als Untertitel könnte man "Tunesien - fernab des Tourismus" schreiben, denn in den Touristenzentren waren wir im Grunde nicht. Vielmehr stand die Natur im Vordergrund. Dank eines Leihwagens, Ninas "tunesischen" Fahrkünsten und etwas Vorrecherche sahen wir ein Tunesien, das sicher nicht viele Touristen zu Gesicht bekommen. Den erhofften Orchideenreichtum fanden wir leider nicht vor - es war einfach noch zu früh im Jahr. Drei Arten fanden wir dennoch.

Unterkunft hatten wir privat in einer kleinen Villa bei Bekannten Ninas. Sehr komfortabel und mit täglich leckerem Abendessen.

Landschaft
Überrascht haben mich die abwechslungsreichen und sehenswerten Landschaften Tunesiens. Der Norden grün und liebreizend anzuschauen wie Süd-Frankreich, das Landesinnere eher karg und grau-braun mit teilweise wirklich faszinierenden Fels- und Gebirgslandschaften. Gänzlich unberührte Natur fand sich leider nicht allzu oft (zumindest in den Ecken in denen wir waren, Tunesien hat in anderen, insbesondere südlicheren Landesteilen sicher mehr als genug ursprüngliche Gegenden), oft fanden sich selbst in entlegenen Ecken ausgedehnte Olivenhaine. Wenn nicht der Mensch selbst die Natur in Kulturland verwandelte, taten die Millionen von Schafen die überall in kleineren oder größeren Herden mit ihren Schäfern übers Land ziehen ihr Übriges. Grasland gibt es fast nirgends und selbst der mal mehr oder weniger Karge Bewuchs der Steppen, Gariques und Marquis wird aufgefressen. Zurück bleibt vielerorts nur - in floristischer Hinsicht - völliges Ödland. Was nicht heißt, dass dies nicht auch oftmals sehenswert war, landschaftlich gesehen. Ich sehe da aber ein großes Problem in der Zukunft auf Tunesien zukommen. Die durch die Überweidung ihrer schützenden Pflanzendecke beraubten Böden sind der Erosion gnadenlos ausgeliefert und in kürzester Zeit nicht mehr nutzbar - nicht einmal mehr für Olivenhaine.
Hinzu kommt, dass (soweit ich dass beurteilen konnte) die Wasserreserven des Landes knapper werden. Denn alle Seen und Stauseen die wir auf unseren Touren sahen waren teilweise bis zu fünfzig Prozent kleiner als auf unserer fünf Jahre alten Landkarte. Am deutlichsten zeigte sich das am Sebkhet Sidi el Hani und am Snet Kelbia. Dort mussten wir teilweise bis zu drei Kilometer über den trockengefallenen und ausgedörrten Seegrund laufen bis wir ans Ufer kamen. Auch die meisten Wasserläufe führten Kaum Wasser oder lagen völlig trocken - und das so kurz nach dem Winter, wo ja die meisten Niederschläge gibt. Die Wasserknappheit wird sicherlich durch die der Erosion preisgegebenen Böden beschleunigt, da diese kaum oder keine Feuchtigkeit speichern können und das Regenwasser an der Oberfläche rasch abfließt und/oder verdunstet.

Straßen
Tunesien hat ein durchaus weit verzweigtes Straßennetz, wenn auch nur eine Autobahn, die von Nord (Bizerte) nach Süd (Sfax) an der Küste entlang führt. Sie ist in einem sehr guten Zustand Diese Brücke der Verbindung der C 35 Richtung Norden mit der C 28 bei Zaghouan war mit einem Erdwall unpassierbar gemacht da die Brücke offensichtlich einsturzgefährdet ist. Doch wies darauf nirgendwo ein Schild hin. Die Einheimischen fahren, wie deutliche Fahrspuren zeigten, mit ihren halbwegs geländegängigen Pick-ups dennoch darüber...und der Verkehr hält sich außerhalb der Hauptstadt Tunis sehr in Grenzen. Auch der Zustand der Hauptverbindungsstraßen (vergleichbar den heimischen "Bundesstraßen") ist meist gut. Man muss nur immer darauf gefasst sein, dass gerade an ihr gebaut wird und der Belag fehlt, man also plötzlich auf einer Schotterpiste ist - Baustellenabsicherung wie in Deutschland gibt es nicht. Wichtige andere Verbindungsstraßen sind ebenfalls oft gut befahrbar. Anders sieht es auf Nebenstrecken aus. Das sind meist nur bessere, unbefestigte Feldwege. Oder auch übelste Buckelpisten, die einen - sofern man nicht mit einem Geländewagen unterwegs ist - schon mal zum Umkehren zwingen.
Wegweiser gibt es an fast an jeder Kreuzung, was sehr löblich ist. Leider ist die Beschriftung der Schilder oft eher kreativ was die Richtung angeht und dann nicht wirklich hilfreich. Erschwerend kommt hinzu, dass Ortsnamen fast nirgends einheitlich geschrieben werden. Am besten ist, man spricht die Namen laut aus und liest auch die Beschilderung laut ab. Wenn es sich ähnlich anhört, ist man meist auf dem richtigen Weg. Sobald man selbst kreativ denkt und dabei die Karte studiert und sich alle Orte darauf im Umkreis von rund 70-80km einprägt, kommt man schon ans gewünschte Ziel. Wenn nicht, auch nicht schlimm. Umwege sind oft wahre Glücksfälle gewesen. Dadurch kamen wir manchmal in die schönsten Gegenden, die wir sonst nicht zu Gesicht bekommen hätten.
Sehr praktisch erwies sich der fast überall zu findende Straßenverkauf von leckerem Tabouna (Fladenbrot). Der kleine Hunger zwischendurch konnte fast immer umgehend gestillt werden.

 

Menschen und Begegnungen
Hier muss deutlich zwischen touristischen oder städtischen Regionen und ländlichen Gebieten unterschieden werden. Da gibt es Licht und Schatten.

1. Touristenorte und Städte
Wirklich negativ aufgefallen sind hier vor Allem die jüngeren (so von 13-25 Jahren) Tunesier männlichen Geschlechts - insbesondere in touristischen Regionen. Da wird man ständig belagert, dumm angemacht, begrapscht oder auch mit nicht immer gerade freundlichen Worten bedacht. Weibliche Touristen, besonders wenn sie noch nicht die vierzig überschritten haben, werden geradezu penetrant bedrängt und betatscht und können nur mit größter Mühe einem solchen Mob entkommen. Dabei müssen sie dann noch froh sein, wenn sie all ihre Habseligkeiten noch beisammen haben - wobei, dies gilt sicher für alle Touristen. Ich konnte mehr als einmal beobachten, dass Touristen nicht einmal ein einziges Foto einer Sehenswürdigkeit machen konnten, weil sie derart hartnäckig von einer kleinen Gruppe Tunesier bedrängt wurden. Dabei scheint es eine Spezialität zu sein, Paare so geschickt zu trennen, dass ein Teil solch einer Gruppe den Mann abschirmt und versucht abzuzocken, während der andere Teil die Frau nicht nur ebenfalls abzuzocken, sondern dabei auch noch widerlich betatscht.
Das deckt sich mit Berichten zweier Freundinnen von mir. Die eine wurde am Strand von drei jungen Männern bedrängt. Während zwei sie mit Worten und Handgreiflichkeiten bis in den Intimbereich ablenkten (sie wehrte sich zwar mit Leibeskräften und rief um Hilfe - doch es half niemand), räumte der andere unter ihren hilflos-verzweifelten Blicken in aller Ruhe die Handtasche aus. Die andere wurde ähnlich bedrängt und beklaut, nur das es nicht am Strand, sondern in Sousse war.

Apropos "Abzocken", dass sie überall beim Einkaufen (von Supermärkten und Einkaufs-zentren einmal abgesehen) überteuerte Mondpreise zahlen und dafür (bei Souvenirs) dann in der Regel nur Fälschungen bekommen ist schon beinahe obligatorisch. Sollten sie Schmuck kaufen wollen, kaufen sie ihn nur in den Gold- und Silbergassen der Städte. Nur dort muss er echt sein wenn er mit "Gold" oder "Silber" gekennzeichnet ist.

2. Hinterland
Dort machte ich verschiedene Erfahrungen. Was einem schnell bewusst wird ist der Umstand, dass man selbst in den entlegensten Ecken meist nicht unbeobachtet bleibt. Wenn man anhält und etwas wandert, um sich die Gegend anzuschauen oder Fotos zu machen, dauert es in der Regel nicht lange bis von irgendwoher plötzlich ein oder auch zwei Tunesier auftauchen. Meist lösten wir wohl Erstaunen bei den "Besuchern" aus, wenn wir so akribisch mit unseren Fotoapparaten den Boden absuchten. Die Begegnungen waren meist nur kurz und in der Regel freundlich. Hauptbarriere dabei war natürlich die Verständigung. Ich kann kein französisch und schon gar nicht arabisch und konnte mich nicht wirklich verständigen. Nina spricht zwar fließend französisch, doch sprechen nicht alle Tunesier im Hinterland diese Sprache und können nur arabisch.
Manchmal spürte man beim Durchfahren von kleineren Orten auch eine latente Feindseligkeit. Mal sind Steine geflogen, mal wurden Fäuste gereckt oder auch schon mal aufs Auto gehauen. Auch in diesen Fällen waren es immer junge tunesische Männer oder auch Jugendliche.
Eine besonders schöne Begebenheit möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Bei einer Tour südlich der Salzpfanne Sidi El Hani mussten wir zwecks Kartenstudiums einen Stopp in der Nähe eines einsamen Hauses einlegen. Wir waren weitab von ausgebauten Straßen auf der Suche nach einem Weg eben zu dieser Salzpfanne. Nina stieg aus dem Auto um einen schönen Schmetterling zu fotografieren. Ich blieb derweil im Auto und sah einen barfüßigen Mann um die fünfzig näher kommen. Schließlich begrüßten wir einander und ihm wurde schnell klar, dass wir uns sprachlich nicht verständigen konnten. Er ging dann auch wieder, kam aber nur wenige Minuten später zurück und schenkte mir eine Flasche Wasser. Das war eine schöne Demonstration arabischer Gastfreundschaft und wird mir lange in Erinnerung bleiben.

Was Sie auf alle Fälle probieren sollten ist Tabouna, das tunesische Fladenbrot - einfach köstlich! Es wird meist von Kindern oder seltener auch alten Frauen an nahezu allen Straßen verkauft. Wobei man es aber im Norden, etwa ab Hammamet deutlich seltener bekam. Mancherorts in der Mitte standen dagegen alle 100m Kinder am Straßenrand und reckten ein Tabouna Richtung Fahrbahn. Es kostet je nach Region, Zubereitung und Größe des Brotes zwischen 400 und 1200 Millimes (ca. o,21-0,63 €). Beim Kauf sollten sie nicht über den Preis verhandeln (im Gegensatz zu Geschäften, in denen sie ein Souvenir kaufen wollen). Die Kinder (oder alten Frauen) sind in der Regel Angehörige von armen Berberfamilien die mit dem Verkauf für deren Überleben beitragen. Außerdem werden sie bei diesem "Geschäft" normalerweise nicht über den Tisch gezogen. Die "Verkäufer" haben selten Erfahrung mit Touristen gemacht (zumindest fernab der Touristenzentren) und noch nicht "gelernt", diese über den Tisch zu ziehen. Und selbst wenn, sie bezahlen dann höchstens 100 Millimes mehr, das sind gerade mal fünf Cent. Ich habe wohl nur ein einziges Mal diesen Touristenaufschlag bezahlt - dafür konnte ich dann ein strahlendes Kindergesicht sehen. Wir kauften nahezu bei jeder unserer Tagestouren zwei Tabouna als Verpflegung. Praktischer Weise stießen wir auch immer dann auf Verkäufer, wenn wir gerade Hunger hatten...

Müll
Ein anderes Thema ist Tunesiens Müllproblem. Dort, wo sich viele Touristen tummeln, ist es oftAm dreckigsten Dorf das wir in Tunesien fanden - in der Nähe von Mornag, dem Weinanbaugebiet Tunesiens noch halbwegs sauber, doch außerhalb solcher Areale wird es teilweise geradezu katastrophal. Selbst in den herrlichsten und abgelegensten Gebieten, in schönster Natur türmen sich Müllberge. Ich hatte beim Fotografieren meist größte Mühe, Landschaften oder andere Motive ohne Bierdosen/-flaschen oder Plastiktüten (das sind die Hauptbestandteile des tunesischen Mülls in der Natur) abzulichten.

 

Mein Fazit:
Tunesien hat sehr viel für Touristen zu bieten. Auch speziell für Wanderer gibt es herrliche Gebiete. Doch solange man als Tourist gerade bei Sehenswürdigkeiten oder in den Städten nicht einen Schritt unbehelligt machen kann und ständig in "Hab-Acht-Stellung" bleiben muss, kann ich dieses ansonsten wirklich herrliche Land niemandem als Urlaubsziel empfehlen. Besonders jüngere Frauen haben dort mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen und gelten nur als Sexobjekt das man zudem noch berauben kann.

Menschen, die wie wir eher das Land erkunden wollen, also fernab der Touristenzentren, haben weniger dieser Probleme. Dafür müssen sie teilweise mit Feindseligkeiten rechnen und am Besten immer mit wachem Auge unterwegs sein. Französischkenntnisse sind unabdingbar. Sollten Sie besonderes Interesse an Flora und Fauna haben empfehle ich, zwischen Mitte April und Anfang Juni anzureisen - dann ist am meisten zu sehen. Wir mussten nur wegen wichtiger Angelegenheiten in Tunesien, die keine spätere Anreise duldeten, schon so früh im Jahr dort sein.

Noch ein Tipp:
Passen sie ihre Kleidung den Gepflogenheiten des Landes an, damit sie nicht schon aus hunderten Metern Entfernung als Tourist erkennbar sind. Also keine kurzen Hosen, bzw.. kurze Röcke oder T-Shirts, Arme und Beine müssen immer bedeckt sein - auch bei Temperaturen über 25°C. Tunesier laufen selbst bei großer Hitze mit Pullover und Jacke herum - das sollten sie auch, dann können sie mit etwas Glück ein wenig unbehelligter die Gegend erkunden.

Weiter
 
 

Nach oben

© 2009 - 2017 by Andreas Haselböck

Die Weiterverwendung der Fotos und Texte dieser Homepage auf anderen Webseiten oder zu kommerziellen Zwecken ist ohne meine Zustimmung nicht gestattet! Alle Fotos und Texte unterliegen dem Internationalen Urheberrecht.

Haftungsausschluss

Stand: 26.12.16