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Tunesien
11. März 2009 - 25. März 2009
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Aktualisiert am: 26.12.16
Zwölfter Tag
Sahline - M'Saken - Sousse - Enfida - Grombalia - Beni Khaled - Korba - El Mida - Menzel Bouzelfa - Beni Khaled - Gromabalia - Enfida - Sousse - Sahline
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Montag, 23. März 2009
(Alle 73 Fotos des Tages im Fotoalbum als "Collage")

Heute wollten wir noch einmal zu dem Hügel bei Menzel Bouzelfa fahren, auf dem wir am siebten Tag unserer Reise die Orchideen fanden. Wir hatten die wage Hoffnung, das heute, fünf Tage später vielleicht noch mehr Orchideen zu finden sein könnten. Immerhin schien es so, als sei die Natur binnen dieser fünf Tage bereits um einiges weiter aus dem Winterschlaf erwacht.

Tausendfüßer (Brachyiulus lusitanus oder B. pusillus) Doch bevor es los ging, machte ich am Morgen noch die obligatorische Runde ums Haus und durch den Garten. Viel gab es um acht Uhr morgens nicht zu sehen, da war es den meisten Insekten wohl doch noch zu kalt. Doch immerhin fand ich eine winzige Schmetterlingsmücke (Psychoda spec.), einen Tausendfüßer (Brachyiulus lusitanus oder B. pusillus) und eine kleine Schlupfwespe (Ichneumonidae spec.). Auf der Stromleitung am Dach des Hauses gab zudem wieder das Girlitz-Männchen seinen Reviergesang zum Besten. Nachdem ich auch ihn noch mehr schlecht als recht von unten fotografiert hatte, ging es dann auch schon bald los.

Zum wiederholten Male ging es auf die A 1 gen Norden, die Mautgebühren hatten wir mittlerweile im Kopf und konnten jeder Kontrollstelle passend bezahlen. Bei der Ausfahrt Grombalia ging es runter von der Autobahn und dann wollten wir den kürzesten Weg zu dem Hügel nehmen - den fanden wir aber nicht. In Beni Khalled, von wo aus es hätte nach Menzel Bouzelfa hätte gehen sollen, fanden wir partout keinen Wegweiser und landeten schließlich auf der C 44 nach Korba. Machte nichts, so konnten wir erneut die schöne Landschaft Cap Bons genießen. Dass uns dieser Umweg allerdings eine Strecke von etwa 70km einbrachte, hatten wir nicht erwartet. Das lag allerdings vor Allem daran, dass unser Kartenmaterial unzureichendKüste bei Korba und die Beschilderung katastrophal war. So führte unser Weg von Korba aus an der Südküste Cap Bons bis kurz vor Menzel Temime, dort fand sich ein Abzweig nach links zu einem Ort namens El Mida. Den nahmen wir ganz mutig in der Hoffnung, so etwas Abkürzen zu können - denn unserer Karte nach hätten wir erst 10km weiter in M. Temime abbiegen können. Das Glück war uns aber hold und diese Straße brachte uns tatsächlich zur C 43, die direkt zu unserem Ziel vor Menzel Bouzelfa führte und eine halbe Stunde später waren wir dort.

Den Wagen parkten wir an gleicher Stelle wie Tage zuvor und gingen auch zunächst wieder auf der anderen Straßenseite den Hang ein Stück hinab. Doch außer der schon bekannten Wespen-Ragwurz war nichts zu finden. Ich war schon etwas enttäuscht. Was völlig unbegründet war, Fritillaria oranensis / Schachblumedenn auf dem oberen Hang sah die Situation kurz darauf ganz anders aus. Hier blühte einiges mehr als die Tage zuvor. Zunächst vielen uns die vereinzelten gelben Blüten von Korbblütlern, von Hahnenfußgewächsen und Kreuzblütlern auf (allesamt bis heute unbestimmt). Etwas weiter oben am Hang, wo es lichter wurde im Wald, sah ichZu Füßen der Schachblume dann etwas, dass mein Herz gleich schneller schlagen ließ. Zwischen den zumeist verblühten Büschen der Baumheide sah ich eine einzelne große, braune Blüte - eine Schachblume Fritillaria oranensis. Umgehend avancierte sie zu unserem Topmodel und zunächst lag ich, dann Nina ihr zu Füßen und fotografierten, was der Speicherchip hergab...

Die weitere Suche war nicht weniger erfolgreich. Zwar fanden wir die vor knapp einer Woche Orchis papilionacea ssp. grandiflora / Großblütiges Schmetterlings-Knabenkrautgefundenen Exemplare des Langspornigen Knabenkrauts (Orchis longicornu) nur noch völlig abgeblüht vor, doch hatte dort nun die Blütezeit einer neuen Orchidee gerade begonnen. Denn nun leuchteten uns die vergleichsweise großen Blüten von Orchis papilionacea ssp. grandiflora, dem Großblütigen Schmetterlings-Knabenkraut entgegen. Etwa eine Woche später muss es hierScorzonera undulata / Gewelltblättrige Schwarzwurzel traumhaft ausgesehen haben, denn die sonnige Lichtung, auf der wir nur wenige schon aufgeblühte Exemplare sahen, war dicht mit unzähligen noch "schlafenden" Blattrosetten aber auch knospenden Pflanzen dieser Art übersät. Farblich passend zu den Orchideen wuchsen dort auch einige Schwarzwurzeln, bei denen es sich wohl um Scorzonera undulata, die Gewelltblättrige Schwarzwurzel handeln könnte. Wir trennten uns dann, um auf diese Weise schneller das Gebiet ansuchen zu können. Als dann einige Minuten später am Boden kniete, um mir einen der gelben Korbblüter etwas genauer anzuschauen, erschallte keinen halben Meter hinter mir ein lautes "Bonjour"! Ich bin fast zu Tode erschrocken... Hinter mir stand, wie aus dem Nichts aufgetaucht ein Tunesier und starrte mich mit großer Verwunderung an - ein mir mittlerweile vertrauter Blick, denn Verwunderung lösten wir offenbar überall aus, wo wir bislang gesenkten Hauptes (da wir ja ständig den Boden nach Pflanzen und Insekten absuchten) durch die Natur schritten. Da ich kein französisch kann, konnte ich seine Neugier leider nicht befriedigen. Zum Glück kam Nina hinzu und ihm unser Tun halbwegs erklären. Verstanden hat er es aber sicherlich dennoch nicht..., doch er trottete dann auch wieder davon, wenn auch etwas kopfschüttelnd...  Insgesamt waren wir etwa drei Stunden dort und als wir in unseren Leihwagen stiegen, waren wir über die heutigen Funde sehr glücklich!

Für die Rückfahrt wollten wir wieder einmal nicht den gleichen Weg nehmen. Laut Karte gab es eine kleine Straße, die in einem großen Bogen durch die Berge über Saint Marie du Zit nach Bou Ficha führt. Die wollten wir suchen. Doch zuvor, noch vom Orchideenjagdfieber gepackt und ermutigt von den heutigen Funden, machten wir noch einen Stopp an einem Hügel nahe der Autobahn bei Grombalia. Dieser Hügel war ein Ausläufer des Djebel Bou Kourinine. Doch es fand sich dort nichts... Was wir dann ebenfalls nicht fanden, war die besagte kleine Straße. Das vielleicht dreckigste Dorf TunesiensDafür fanden wir bei unserer Irrfahrt in den Bergen bei Creteville das wohl dreckigste Dorf Tunesiens. Es bestand aus wenigen, armseligen Steinhütten und sah aus, als sei es inmitten einer Mülldeponie errichtet worden - rundherum nur Müllberge (in denen auch noch die verwesenden Überreste von mindestens zwei Hunden zu sehen waren). Wir waren schockiert - und  ich hätte beinahe überhaupt kein Foto davon gemacht. Deshalb zeigt das einzige Foto auch nicht das ganze Ausmaß des Drecks, sondern nur den Rand... Wir sahen zu, dass wir schleunigst da weg kamen. Bezeichnender Weise war die Straße eine Sackgasse und wir mussten umdrehen, also noch einmal hindurch fahren. Ich glaube, nicht nur mich kribbelte es am ganzen Körper beim Gedanken an das ganze Ungeziefer, dass sich dort sicherlich millionenfach herumtrieb...

Schließlich fuhren wir dann doch wieder in Grombalia auf die Autobahn um nach Sahline zurückzukehren - den Weg kannten wir schon auswendig. Ach ja, in Grombalia bewies mir Nina aufs Neue, wie sehr sich im tunesischen Straßenverkehr und dessen Gepflogenheiten auskannte. Wir mussten dort vor einer geschlossenen Bahnschranke halt machen. Der Clou: an diesem Punkt trafen sich gleich vier Straßen aus verschiedenen Richtungen - und die Bahn. Während wir viele Minuten auf den Zug warten mussten, also auf das öffnen der Schranken, entstand dort ein riesiges Verkehrschaos. Dutzende Autos standen auf allen Straßen kreuz und quer und es herrschte wirklich ein einziges Tohuwabohu, dass sich in bei der Öffnung der Schranken noch nahezu unbeschreiblich verstärkte. Denn dann wollten irgendwie alle gleichzeitig über diese Kreuzung. Alles hupte und schimpfte und kaum etwas ging wirklich voran. Doch Nina mit ihren eisernen Nerven tat es allen gleich und zwängte unseren Wagen in jede noch so kleine entstehende Lücke. Da wir schneller als viele andere vorankamen, muss sie es sogar besser als die "Einheimischen" gemacht haben...

   
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Stand: 26.12.16