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Tunesien
11. März 2009 - 25. März 2009
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Aktualisiert am: 26.12.16
Fünfter Tag
Felsküste von Monastir
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Montag, 16. März 2009
(Alle 87 Fotos des Tages im Foto-Album als "Collage")

Turdus merula / AmselHeute wollte vor Allem ich es etwas ruhiger angehen lassen. Die vielen neuen Eindrücke haben mich doch ziemlich erschöpft... So blieb Zeit, den Vormittag über wieder im Garten auf Fotopirsch zu gehen. Zunächst widmete ich mich den zahlreichen Vögeln die den Garten immer wieder frequentierten. Da gab es eine Art, die ich für eine Amsel (Turdus merula) halte - wennSerinus serinus / Girlitz (Weibchen) auch sicherlich eine Unterart, da es farblich geringe Abweichungen gibt. Der größte Unterschied besteht allerdings im Gesang. Ist die heimische Amsel schon ein begnadeter "Flötist", übertrifft diese tunesische Variante sie noch um ein Vielfaches. Leider ließ sie mich nie nah genug für wirklich gute Fotos heran. Etwas besser erwischte ich ein Girlitz-Weibchen (Serinus serinus) Sylvia melanocephala / Samtkopf-Grasmücke (Männchen)und noch etwas besser das Samtkopf-Grasmücken-Männchen (Sylvia melanocephala), dass jeden Morgen sein Revier abflog und laut zwitschernd verteidigte. Der Kleine hatte es mir echt angetan und ich versuchte fast jeden Morgen (bessere) Fotos von ihm zu machen. An diesem Morgen erwischte ich ihn dabei, wie er Nistmaterial von einem Amselnest stibitzte und dabei geradezu triumphierend trällerte.

Als nächstes gelang mir ein, wie ich finde, sehr schönes Foto eines Kleinen Kohlweißlings (PierisPieris rapae / Kleiner Kohlweißling (Männchen) rapae - Männchen) - den wohl jeder auch aus Deutschland kennt. Er ist auch in Tunesien vielerorts häufig zu finden. Dann bemerkte ich eher zufällig eine leichte Bewegung im etwas vertrockneten Unterwuchs eines Mittagsblumenbusches am kleinen Teich. Bei genauerer Betrachtung entpuppte sich diese als Feldheuschrecke (Acrididae). Später in Deutschland konnte sie Heteracris littoralis ? / Feldheuschreckevon Axel Hochkirch als Angehörige der Gattung Heteracris identifiziert werden. Nach meinen Recherchen könnte es Heteracris littoralis sein - oder auch nicht. Ich habe keine Literatur über Heuschrecken Nordafrikas und konnte nur im Internet nach Vergleichsmaterial suchen.
Während ich weiter nach Motiven Ausschau hielt, ereilte mich ein dringender "Hilferuf" Ninas. Ich sollte schnell zu ihr zum Waschplatz kommen. Eine Biene war in den Zuber mit Waschlauge gefallen und harrte auf ihre Rettung. Ich fischte sie schnell heraus und setzteHoplitis spec.? sie zum Trocknen auf ein sonniges Blatt. Leider setzte ich sie für Fotoaufnahmen etwas ungünstig hin und konnte nur von der Seite her Fotos machen, doch wollte ich sie nicht noch einmal umsetzen. Somit ist eine Bestimmung schwierig, wahrscheinlich Hoplitis spec., eine Art der Megachilidae aber sicher. Ansonsten versuchte ich mich noch an diversen Schmeißfliegen und kleinen Ameisen, doch diese Fotos sind nicht wirklich gelungen, drum lasse ich sie völlig weg. Schließlich war ich noch ein klein wenig in Sahline unterwegs: Zigaretten und ein Geschenk für meine beste Freundin kaufen. Für letzteres habe ich rückblickend allerdings zuviel gezahlt, da sich zurück in Deutschland bei genauerer Betrachtung der Schmuck als zumindest teilweise unecht herausstellte. Nun ja, wir waren in Tunesien und dort ist, wie in vielen anderen Ländern des Mittelmeerraumes und Afrikas, vieles unecht was als echt verkauft wird... Und ich bin trotz dieses Wissens und einer skeptischen Inaugenscheinnahme des Schmuckes hereingefallen. Wenigstens bezahlte ich nur etwa ein Drittel des als erstes genannten Preises...

Trimm-dich-Pfad / MonastirDas Wetter war wieder toll sonnig bei rund 21°C und lediglich ein recht frischer Wind machte sich leicht störend bemerkbar - vor Allem im Hinblick auf etwaige Fotomotive. Nach dem leckeren Mittagessen, dass uns unsere Gastgeber bereiteten ("tunesische" Spaghetti), beschlossen wir dann doch zumindest eine kleine Tour zu machen. Ziel sollte ein eingezäuntes Gebiet an der Küste Monastirs werden, dass ich Tage zuvor beim Vorbeifahren sah und für ein Naturschutzgebiet hielt. Als wir gegen 14:10 Uhr dort ankamen entpuppte es sich allerdings alsTrimm-dich-Pfad / Monastir Trimm-dich-Pfad - der aber nicht nur schön gelegen sondern auch schön bepflanzt war (den überall dort herumliegenden Müll musste man sich halt wegdenken...). Leider war es so nicht immer möglich zu entscheiden, ob eine gefundene Pflanze dort "wild" vorkam oder angepflanzt war. Sei es drum, als erstes fiel mir nämlich wieder der tolle Ausblick auf das Meer und den felsigen Küstenstreifen ins Auge. Wir hielten uns zunächst an die Wege, die dem Meer am Nächsten lagen. Die Steilflächen wurden teilweise von Hobby-Motocross-Fahrern für mehr oder doch meist weniger halsbrecherische Übungen genutzt.
Opuntia spec.An Pflanzen dominierten verschiedene Opuntien- und Agaven-Arten die ursprünglich sicher dort gepflanzt wurden und mit den Jahren übermäßig verwilderten. Unter anderem wuchs dort Austrocylindropuntia subulata (heute heißt sie wohl Opuntia subulata), ein Anblick, der mich etwas sentimental werden ließ. Das lag daran, dass ich als Kind mit etwa neunAustrocylindropuntia subulata Jahren einen solchen geschenkt bekam und er mit ein paar wenigen anderen der Grundstein für meine damalige kleine Kakteensammlung war. Ich hegte und pflegte ihn (die anderen natürlich auch) viele Jahre bis er schön verzweigt knapp zwei Meter hoch und blühfähig wurde. Leider flog ich zu Hause raus bevor ich ihn blühen sah und musste ihn und meine gesamte Sammlung schweren Herzens zurücklassen... Na ja, heute habe ich ja wieder eine Sammlung, wenn auch eine weitaus kleinere (aus Platzgründen).

Ginster und SchwertlilienWeiter fielen die leuchtend gelben Blüten vieler Ginsterbüsche auf, die an manchen Orten mit dem blau von Schwertlilien (Iris spec.) unbekannter Art kontrastierten. Während ich annehme, dass diese großblütigen Iris ursprünglich angepflanzt wurden, denke ich, dass diese etwas kleiner und blasser blühenden Exemplare Wildformen sind. Wissen Sie Rat? Das gilt auch für diese Pflanze, die in kleinen Halbsträuchern vereinzelt zu finden war. Ich kann sie nicht einmal einer Familie zuordnen.
Das Foto des Tages dürfte allerdings das einer Silbermöwe (Larus argentatus) sein, dieLarus michahellis / Mittelmeermöwe - beim "Ballast" abwerfen... die Küste entlang flog. Ich machte eine Serie Aufnahmen von ihr und erwischte sie doch tatsächlich beim Kacken... Es gibt anscheinend einige Unterarten von Larus argentatus, um welche es sich hier handelt konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen - ich bin mir selbst mit "Silbermöwe" nicht hundertprozentig sicher. Das wird sich im Laufe der Zeit aber sicherlich klären lassen - es hat sich geklärt: es handelt sich um
Larus michahellis, die Mittelmeermöve! Vielen Dank an Reinhard Gerken!
An einigen Stellen fanden sich auch Strohblumen (Helichrysum spec.), die ich wegen der Vielzahl im Mittelmeergebiet vorkommenden Arten nicht genauer bestimmen konnte. Rätsel Cynomorium coccineum / Malteserschwammgab Nina und mir auch eine Pflanze ohne Blätter und Blattgrün auf, die lediglich bis zu 40cm hohe Blütenkolben aus dem Boden trieb. Unzweifelhaft ein Vollschmarotzer, soviel war klar, doch die Art ließ sich von mir erst in Deutschland ermitteln: Cynomorium coccineum / Malteserschwamm. Das ist eine anscheinend seltene Pflanze die nur an wenigen Orten im Mittelmeergebiet in maritimen (salzhaltigen) Sanden an den Küsten oder in Salzmarschen gedeiht. Sie schmarotzt an den Wurzeln salzliebender
Chenopodiaceen (Gänsefußgewächsen). Anthophora spec. / Pelzbiene (Männchen)
Es gab auch ein paar wenige Insekten. Am meisten freute mich der Fund eines wirklich exotisch anmutenden Pelzbienen-Männchens (Anthophora spec.) das neben einer Wohnröhre an einer Steilwand saß und sich sonnte. Leider blieb es nur für wenige Aufnahmen sitzen. Auch gab es wieder rote Rhodanthidium siculum oder R. sticticum / MegachilidaeBienen, die uns durch ihre immer hohe Fluchtdistanz "ärgerte" und kaum Fotos zuließ. Hier handelt sich um eine Art aus der Gattung Rhodanthidium (Megachilidae). Es kann nicht sicher zwischen Rhodanthidium siculum oder R. sticticum unterschieden werden. Ob es sich dabei um die selbe "rote Art" wie am 14. März (Dritter Tag) auf einem Hügel bei Zaghouan (die sich gar nicht fotografieren ließ) handelte, kann ich nicht sagen.
Angesichts des fast überall herumliegenden Mülls gab es natürlich auch jede MengeLucilia spec. / Goldfliege (Calliphoridae - Schmeißfliegen) / Weibchen Fliegen. Ich beließ es aber dabei, lediglich eine einzige der verschiedenen Schmeißfliegen-Arten zu fotografieren: eine Lucilia spec., diese Gattung ist auch in Deutschland häufig und wird gemeinhin als Goldfliegen bezeichnet. Eine andere Fliegenart, sicher keine Calliphoridae (Schmeißfliege) konnte ich nur von der Seite her Felsküste Monastir / Trimm-dich-Pfadablichten und somit keiner Familie sicher zuordnen. Ich denke aber, es könnte sich um eine Anthomyiidae (Blumenfliege) handeln. Den Rückweg gingen wir dann meist oberhalb der Steilküste entlang. Hier war der Bewuchs etwas dichter. Es wuchsen dort unter anderem Akazien (wohl Acacia cyanophylla) und Palmen (wohl Phoenix canariensis) die sicherlich angepflanzt waren. Zumindest wirkte dieser obere TeilSonnenuntergang "über" Sahline etwas parkartiger. Der Weg war insgesamt doch recht lange, denn bis wir wieder am Ausgang angelangten war es Viertel vor sechs und die Rückfahrt ging in Richtung der hinter Sahline untergehenden Sonne. Alle Fotos dieses schönen Küstenstreifens sowie aller fotografierten Pflanzen und Insekten wie immer im Foto-Album des Tages. Vielleicht können Sie bei der Bestimmung einiger Arten behilflich sein?

Zurück in unserer Bleibe gab es ein üppiges, sehr leckeres Abendessen mit Fisch und Große Ameise beim nächtlichen RaubzugKrautsalat. Danach fühlte ich mich geradezu gemästet... Dennoch beobachtete ich wie am Abend zuvor noch eine Weile die großen Ameisen vor dem Hauseingang bei ihrem nächtlichen Raubzug. Obwohl der Platz hell erleuchtet war, schienen diese Ameisen blind zu sein, denn sie ertasteten lediglich die kleineren Ameisen und erschraken geradezu, wenn sie eine mit ihren Fühlern berührten. Die Kämpfe zwischen den ungleichen Gegnern waren hochspannend. Obwohl die Angreifer gut fünf- bis sechsmal größer waren, gingen sie sehr vorsichtig zu Werke. Doch wenn ihre mächtigen Kieferzangen einmal zupackten, war es um die kleinen geschehen. Diese waren aber offensichtlich nicht völlig wehrlos, denn ich konnte auch eine stark lädierte Angreiferin ausmachen die mit Sicherheit die Nacht nicht überlebte. Ob sie an einer übermäßigen "Dusche" Ameisensäure oder unzähligen Bissen kleiner Kieferzangen zugrunde ging kann ich allerdings nicht sagen.

Um zehn  Uhr lag ich dann aber doch schon schlummernd im Bett...

   
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Stand: 26.12.16