Montag, 16. März 2009
(Alle 87 Fotos des Tages im
Foto-Album
als "Collage")
Heute
wollte vor Allem ich es etwas ruhiger angehen lassen.
Die vielen neuen Eindrücke haben mich doch ziemlich
erschöpft... So blieb Zeit, den Vormittag über wieder im
Garten auf Fotopirsch zu gehen. Zunächst widmete ich
mich den zahlreichen Vögeln die den Garten immer wieder
frequentierten. Da gab es eine Art, die ich für eine
Amsel (Turdus merula) halte - wenn
auch sicherlich eine Unterart, da es farblich geringe
Abweichungen gibt. Der größte Unterschied besteht
allerdings im Gesang. Ist die heimische Amsel schon ein
begnadeter "Flötist", übertrifft diese tunesische
Variante sie noch um ein Vielfaches. Leider ließ sie
mich nie nah genug für wirklich gute Fotos heran. Etwas
besser erwischte ich ein Girlitz-Weibchen (Serinus
serinus)
und
noch etwas besser das Samtkopf-Grasmücken-Männchen
(Sylvia melanocephala), dass jeden Morgen sein Revier
abflog und laut zwitschernd verteidigte. Der Kleine
hatte es mir echt angetan und ich versuchte fast jeden
Morgen (bessere) Fotos von ihm zu machen. An diesem
Morgen erwischte ich ihn dabei, wie er Nistmaterial von
einem Amselnest stibitzte und dabei geradezu
triumphierend trällerte.
Als nächstes gelang mir ein, wie ich finde, sehr schönes
Foto eines Kleinen Kohlweißlings
(Pieris
rapae - Männchen) - den wohl jeder auch aus
Deutschland kennt. Er ist auch in Tunesien vielerorts
häufig zu finden. Dann bemerkte ich eher zufällig eine
leichte Bewegung im etwas vertrockneten Unterwuchs eines
Mittagsblumenbusches am kleinen Teich. Bei genauerer
Betrachtung entpuppte sich diese als Feldheuschrecke (Acrididae).
Später in Deutschland konnte sie
von
Axel Hochkirch als Angehörige der Gattung
Heteracris
identifiziert werden. Nach meinen Recherchen könnte es
Heteracris littoralis sein - oder auch nicht. Ich habe
keine Literatur über Heuschrecken Nordafrikas und konnte
nur im Internet nach Vergleichsmaterial suchen.
Während ich weiter nach Motiven Ausschau hielt, ereilte
mich ein dringender "Hilferuf" Ninas. Ich sollte schnell
zu ihr zum Waschplatz kommen. Eine Biene war in den
Zuber mit Waschlauge gefallen und harrte auf ihre
Rettung. Ich fischte sie schnell heraus und setzte
sie zum Trocknen auf ein sonniges Blatt. Leider setzte
ich sie für Fotoaufnahmen etwas ungünstig hin und konnte
nur von der Seite her Fotos machen, doch wollte ich sie
nicht noch einmal umsetzen. Somit ist eine Bestimmung
schwierig, wahrscheinlich Hoplitis spec., eine Art der
Megachilidae aber sicher. Ansonsten versuchte ich mich
noch an diversen Schmeißfliegen und kleinen Ameisen,
doch diese Fotos sind nicht wirklich gelungen, drum
lasse ich sie völlig weg. Schließlich war ich noch ein
klein wenig in Sahline unterwegs: Zigaretten und ein
Geschenk für meine beste Freundin kaufen. Für letzteres
habe ich rückblickend allerdings zuviel gezahlt, da sich
zurück in Deutschland bei genauerer Betrachtung der
Schmuck als zumindest teilweise unecht herausstellte.
Nun ja, wir waren in Tunesien und dort ist, wie in
vielen anderen Ländern des Mittelmeerraumes und Afrikas,
vieles unecht was als echt verkauft wird... Und ich bin
trotz dieses Wissens und einer skeptischen
Inaugenscheinnahme des Schmuckes hereingefallen.
Wenigstens bezahlte ich nur etwa ein Drittel des als
erstes genannten Preises...
Das
Wetter war wieder toll sonnig bei rund 21°C und
lediglich ein recht frischer Wind machte sich leicht
störend bemerkbar - vor Allem im Hinblick auf etwaige
Fotomotive. Nach dem leckeren Mittagessen, dass uns
unsere Gastgeber bereiteten ("tunesische" Spaghetti),
beschlossen wir dann doch zumindest eine kleine Tour zu
machen. Ziel sollte ein eingezäuntes Gebiet an der Küste
Monastirs werden, dass ich Tage zuvor beim Vorbeifahren
sah und für ein Naturschutzgebiet hielt. Als wir gegen
14:10 Uhr dort ankamen entpuppte es sich allerdings als
Trimm-dich-Pfad - der aber nicht nur schön gelegen
sondern auch schön bepflanzt war (den überall dort
herumliegenden Müll musste man sich halt wegdenken...).
Leider war es so nicht immer möglich zu entscheiden, ob
eine gefundene Pflanze dort "wild" vorkam oder
angepflanzt war. Sei es drum, als erstes fiel mir
nämlich wieder der tolle Ausblick auf das Meer und den
felsigen Küstenstreifen ins Auge. Wir hielten uns
zunächst an die Wege, die dem Meer am Nächsten lagen.
Die Steilflächen wurden teilweise von
Hobby-Motocross-Fahrern für mehr oder doch meist weniger
halsbrecherische Übungen genutzt.
An
Pflanzen dominierten verschiedene Opuntien- und
Agaven-Arten die ursprünglich sicher dort gepflanzt
wurden und mit den Jahren übermäßig verwilderten. Unter
anderem wuchs dort Austrocylindropuntia subulata (heute
heißt sie wohl Opuntia subulata), ein Anblick, der mich
etwas sentimental werden ließ. Das lag daran, dass ich
als Kind mit etwa neun
Jahren einen
solchen geschenkt bekam und er mit ein paar wenigen
anderen der Grundstein für meine damalige kleine
Kakteensammlung war. Ich hegte und pflegte ihn (die
anderen natürlich auch) viele Jahre bis er schön
verzweigt knapp zwei Meter hoch und blühfähig wurde.
Leider flog ich zu Hause raus bevor ich ihn blühen sah
und musste ihn und meine gesamte Sammlung schweren
Herzens zurücklassen... Na ja, heute habe ich ja wieder
eine
Sammlung, wenn auch eine weitaus kleinere (aus
Platzgründen).
Weiter
fielen die leuchtend gelben Blüten vieler Ginsterbüsche
auf, die an manchen Orten mit dem blau von Schwertlilien
(Iris
spec.) unbekannter Art kontrastierten. Während ich
annehme, dass diese großblütigen Iris ursprünglich
angepflanzt wurden, denke ich, dass
diese etwas kleiner und blasser blühenden Exemplare
Wildformen sind. Wissen Sie Rat? Das gilt auch für
diese Pflanze, die in kleinen Halbsträuchern
vereinzelt zu finden war. Ich kann sie nicht einmal
einer Familie zuordnen.
Das Foto des Tages dürfte allerdings das einer
Silbermöwe (Larus argentatus) sein, die
die Küste entlang flog. Ich machte eine Serie Aufnahmen
von ihr und erwischte sie doch tatsächlich beim
Kacken... Es gibt anscheinend einige Unterarten von
Larus argentatus, um welche es sich hier handelt konnte
ich noch nicht in Erfahrung bringen - ich bin mir selbst
mit "Silbermöwe" nicht hundertprozentig sicher. Das wird
sich im Laufe der Zeit aber sicherlich klären lassen -
es hat sich geklärt: es handelt sich um
Larus michahellis, die
Mittelmeermöve!
Vielen
Dank
an
Reinhard
Gerken!
An einigen Stellen fanden sich auch Strohblumen (Helichrysum
spec.), die ich wegen der Vielzahl im
Mittelmeergebiet vorkommenden Arten nicht genauer
bestimmen konnte. Rätsel
gab
Nina und mir auch eine Pflanze ohne Blätter und
Blattgrün auf, die lediglich bis zu 40cm hohe
Blütenkolben aus dem Boden trieb. Unzweifelhaft ein
Vollschmarotzer, soviel war klar, doch die Art ließ sich
von mir erst in Deutschland ermitteln: Cynomorium
coccineum / Malteserschwamm. Das ist eine anscheinend
seltene Pflanze die nur an wenigen Orten im
Mittelmeergebiet in maritimen (salzhaltigen) Sanden an
den Küsten oder in Salzmarschen gedeiht. Sie schmarotzt
an den Wurzeln salzliebender
Chenopodiaceen
(Gänsefußgewächsen).
Es gab auch ein paar wenige Insekten. Am meisten freute
mich der Fund eines wirklich exotisch anmutenden
Pelzbienen-Männchens (Anthophora spec.) das neben einer
Wohnröhre an einer Steilwand saß und sich sonnte. Leider
blieb es nur für wenige Aufnahmen sitzen. Auch gab es
wieder rote
Bienen,
die uns durch ihre immer hohe Fluchtdistanz "ärgerte"
und kaum Fotos zuließ. Hier handelt sich um eine Art aus
der Gattung Rhodanthidium (Megachilidae). Es kann nicht
sicher zwischen Rhodanthidium siculum oder R. sticticum
unterschieden werden. Ob es sich dabei um die selbe
"rote Art" wie am 14. März (Dritter Tag) auf einem Hügel
bei Zaghouan (die sich gar nicht fotografieren ließ)
handelte, kann ich nicht sagen.
Angesichts des fast überall herumliegenden Mülls gab es
natürlich auch jede Menge
Fliegen. Ich beließ es aber dabei, lediglich eine
einzige der verschiedenen Schmeißfliegen-Arten zu
fotografieren: eine Lucilia spec., diese Gattung ist
auch in Deutschland häufig und wird gemeinhin als
Goldfliegen bezeichnet. Eine andere Fliegenart, sicher
keine Calliphoridae (Schmeißfliege) konnte ich nur von
der Seite her
ablichten
und somit keiner Familie sicher zuordnen. Ich denke
aber, es könnte sich um eine Anthomyiidae (Blumenfliege)
handeln. Den Rückweg gingen wir dann meist oberhalb der
Steilküste entlang. Hier war der Bewuchs etwas dichter.
Es wuchsen dort unter anderem Akazien (wohl Acacia
cyanophylla) und Palmen (wohl Phoenix canariensis) die
sicherlich angepflanzt waren. Zumindest wirkte dieser
obere Teil
etwas parkartiger. Der Weg war insgesamt doch recht
lange, denn bis wir wieder am Ausgang angelangten war es
Viertel vor sechs und die Rückfahrt ging in Richtung der
hinter Sahline untergehenden Sonne. Alle Fotos dieses
schönen Küstenstreifens sowie aller fotografierten
Pflanzen und Insekten wie immer im
Foto-Album des Tages. Vielleicht können Sie bei der
Bestimmung einiger Arten behilflich sein?
Zurück in unserer
Bleibe gab es ein üppiges, sehr leckeres Abendessen mit
Fisch und
Krautsalat.
Danach fühlte ich mich geradezu gemästet... Dennoch
beobachtete ich wie am Abend zuvor noch eine Weile die
großen Ameisen vor dem Hauseingang bei ihrem nächtlichen
Raubzug. Obwohl der Platz hell erleuchtet war, schienen
diese Ameisen blind zu sein, denn sie ertasteten
lediglich die kleineren Ameisen und erschraken geradezu,
wenn sie eine mit ihren Fühlern berührten. Die Kämpfe
zwischen den ungleichen Gegnern waren hochspannend.
Obwohl die Angreifer gut fünf- bis sechsmal größer
waren, gingen sie sehr vorsichtig zu Werke. Doch wenn
ihre mächtigen Kieferzangen einmal zupackten, war es um
die kleinen geschehen. Diese waren aber offensichtlich
nicht völlig wehrlos, denn ich konnte auch eine stark
lädierte Angreiferin ausmachen die mit Sicherheit die
Nacht nicht überlebte. Ob sie an einer übermäßigen
"Dusche" Ameisensäure oder unzähligen Bissen kleiner
Kieferzangen zugrunde ging kann ich allerdings nicht
sagen.
Um zehn Uhr lag
ich dann aber doch schon schlummernd im Bett...
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